% % hadamard.tex % % (c) 2021 Prof Dr Andreas Müller, OST Ostschweizer Fachhochschule % \section{Hadamard-Algebra \label{buch:section:hadamard-algebra}} \rhead{Hadamard-Algebra} Das Matrizenprodukt ist nicht die einzige Möglichkeit, ein Produkt auf Vektoren oder Matrizen zu definieren. In diesem Abschnitt soll das Hadamard-Produkt beschrieben werden, welches zu einer kommutativen-Algebra-Struktur führt. % % Definition des Hadamard-Produktes % \subsection{Hadamard-Produkt \label{buch:vektorenmatrizen:subsection:hadamard-produkt}} Im Folgenden werden wir $\Bbbk^n =M_{n\times 1}(\Bbbk)$ setzen und den Fall der Vektoren nicht mehr separat diskutieren. Die Addition und Multiplikation mit Skalaren ist in $M_{m\times n}(\Bbbk)$ komponentenweise definiert. Wir können natürlich auch ein Produkt komponentenweise definieren, dies ist das Hadamard-Produkt. \begin{definition} Das {\em Hadamard-Produkt} zweier Matrizen $A,B\in M_{m\times n}(\Bbbk)$ ist definiert als die Matrix $A\odot B$ mit den Komponenten \[ (A\odot B)_{ij} = (A)_{ij} (B)_{ij}. \] Wir nennen $M_{m\times n}(\Bbbk)$ mit der Multiplikation $\odot$ auch die Hadamard-Algebra $H_{m\times n}(\Bbbk)$. \end{definition} Dies ist jedoch nur interessant, wenn $M_{m\times n}(\Bbbk)$ mit diesem Produkt eine interessante algebraische Struktur erhält. Dazu müssen die üblichen Verträglichkeitsgesetze zwischen den Vektorraumoperationen von $M_{m\times n}(\Bbbk)$ und dem neuen Produkt gelten, wir erhalten dann eine Algebra. Da alle Operationen elementweise definiert sind, muss man auch alle Rechengesetze nur elementweise prüfen. Es gilt \begin{align*} A\odot(B\odot C) &= (A\odot B)\odot C &&\Leftrightarrow& a_{ij}(b_{ij}c_{ij}) &= (a_{ij}b_{ij})c_{ij} \\ A\odot(B+C) &= A\odot B + A\odot C &&\Leftrightarrow& a_{ij}(b_{ij}+c_{ij}) &= a_{ij}b_{ij} + a_{ij}c_{ij} \\ (A+B)\odot C&=A\odot C+B\odot C &&\Leftrightarrow& (a_{ij}+b_{ij})c_{ij}&=a_{ij}c_{ij} + b_{ij}c_{ij} \\ (\lambda A)\odot B &= \lambda (A\odot B) &&\Leftrightarrow& (\lambda a_{ij})b_{ij}&=\lambda(a_{ij}b_{ij}) \\ A\odot(\lambda B)&=\lambda(A\odot B) &&\Leftrightarrow& a_{ij}(\lambda b_{ij})&=\lambda(a_{ij}b_{ij}) \end{align*} für alle $i,j$. Das Hadamard-Produkt ist kommutativ, da die Multiplikation in $\Bbbk$ kommuativ ist. Das Hadamard-Produkt kann auch für Matrizen mit Einträgen in einem Ring definiert werden, in diesem Fall ist es möglich, dass die entsehende Algebra nicht kommutativ ist. Die Hadamard-Algebra hat auch ein Eins-Elemente, nämlich die Matrix, die aus lauter Einsen besteht. \begin{definition} Die sogenannte {\em Einsmatrix} $U$ ist die Matrix \[ U=\begin{pmatrix} 1&1&\dots&1\\ \vdots&\vdots&\ddots&\vdots\\ 1&1&\dots&1 \end{pmatrix} \in M_{m\times n}(\Bbbk) \] mit lauter Einträgen $1\in\Bbbk$. \end{definition} Die Hadamard-Algebra ist ein Spezialfall der Algebra der Funktionen $\Bbbk^X$. Ordnet man dem Vektor $v\in \Bbbk^n$ mit den Komponenten $v_i$ die Abbildung \[ v\colon [n] \to \Bbbk: i \mapsto v_i \] zu, dann geht die Addition von Vektoren in die Addition von Funktionen über, die Multiplikation von Skalaren mit Vektoren geht in die Multiplikation von Funktionen mit Skalaren über und die Hadamard-Multiplikation geht über in das Produkt von Funktionen. Auch die Hadamard-Algebra $H_{m\times n}(\Bbbk)$ kann als Funktionenalgebra betrachtet werden. Einer Matrix $A\in H_{m\times n}(\Bbbk)$ ordnet man die Funktion \[ a\colon [m]\times [n] : (i,j) \mapsto a_{ij} \] zu. Dabei gehen die Algebraoperationen von $H_{m\times n}(\Bbbk)$ über in die Algebraoperationen der Funktionenalgebra $\Bbbk^{[m]\times [n]}$. Aus der Einsmatrix der Hadamard-Algebra wird dabei zur konstanten Funktion $1$ auf $[m]\times[n]$. \subsection{Hadamard-Produkt und Matrizenalgebra \label{buch:vektorenmatrizen:subsection:vertraeglichkeit}} Es ist nur in Ausnahmefällen, Hadamard-Produkt und Matrizen-Produkt gleichzeitig zu verwenden. Das liegt daran, dass die beiden Produkte sich überhaupt nicht vertragen. \subsubsection{Unverträglichkeit von Hadamard- und Matrizen-Produkt} Das Hadamard-Produkt und das gewöhnliche Matrizenprodukt sind in keiner Weise kompatibel. Die beiden Matrizen \[ A=\begin{pmatrix}3&4\\4&5\end{pmatrix} \qquad\text{und}\qquad B=\begin{pmatrix}-5&4\\4&-3\end{pmatrix} \] sind inverse Matrizen bezüglich des Matrizenproduktes, also $AB=E$. Für das Hadamard-Produkt gilt dagegen \[ A\odot B = \begin{pmatrix} -15& 16\\ 16&-15 \end{pmatrix}. \] Die Inverse einer Matrix $A$ Bezüglich des Hadamard-Produktes hat die Einträge $a_{ij}^{-1}$. Die Matrix $E$ ist bezüglich des gewöhnlichen Matrizenproduktes invertierbar, aber sie ist bezüglich des Hadamard-Produktes nicht invertierbar. \subsubsection{Einbettung der Hadamard-Algebra ein eine Matrizenalgebra} Hadamard-Algebren können als Unteralgebren einer Matrizenalgebra betrachtet werden. Der Operator $\operatorname{diag}$ bildet Vektoren ab in Diagonalmatrizen nach der Regel \[ \operatorname{diag} \colon \Bbbk^n \to M_n(\Bbbk) : \begin{pmatrix} v_1\\ \vdots\\ v_n \end{pmatrix} \mapsto \begin{pmatrix} v_1&\dots&0\\ \vdots&\ddots&\vdots\\ 0&\dots&v_n \end{pmatrix} \] Das Produkt von Diagonalmatrizen ist besonders einfach. Für zwei Vektoren $a,b\in\Bbbk^n$ \[ a\odot b = \begin{pmatrix} a_1b_1\\ \vdots\\ a_nb_n \end{pmatrix} \mapsto \begin{pmatrix} a_1b_1&\dots&0\\ \vdots&\ddots&\vdots\\ 0&\dots&a_nb_n \end{pmatrix} = \begin{pmatrix} a_1&\dots&0\\ \vdots&\ddots&\vdots\\ 0&\dots&a_n \end{pmatrix} \begin{pmatrix} b_1&\dots&0\\ \vdots&\ddots&\vdots\\ 0&\dots&b_n \end{pmatrix}. \] Das Hadamard-Produkt der Vektoren geht also über in das gewöhnliche Matrizenprodukt der Diagonalmatrizen. Für die Hadamard-Matrix ist die Einbettung etwas komplizierter. Wir machen aus einer Matrix erst einen Vektor, den wir dann mit dem $\operatorname{diag}$ in eine Diagonalmatrix umwandeln: \[ \begin{pmatrix} a_{11}&\dots&a_{1n}\\ \vdots&\ddots&\vdots\\ a_{m1}&\dots \end{pmatrix} \mapsto \begin{pmatrix} a_{11}\\ \vdots\\ a_{1n}\\ a_{21}\\ \vdots\\ a_{2n}\\ \vdots\\ a_{nn} \end{pmatrix} \] Bei dieser Abbildung geht die Hadamard-Multiplikation wieder in das gewöhnliche Matrizenprodukt über. % XXX Faltungsmatrizen und Fouriertheorie \subsubsection{Beispiel: Faltung und Fourier-Theorie} \subsection{Weitere Verknüpfungen \label{buch:vektorenmatrizen:subsection:weitere}} \subsubsection{Transposition} Das Hadamard-Produkt verträgt sich mit der Transposition: \[ (A\odot B)^t = A^t \odot B^t. \] Insbesondere ist das Hadamard-Produkt zweier symmetrischer Matrizen auch wieder symmetrisch. \subsubsection{Frobeniusnorm} Das Hadamard-Produkt in der Hadamard-Algebra $H_{m\times n}(\mathbb{R})$ nimmt keine Rücksicht auf die Dimensionen einer Matrix und ist nicht unterscheidbar von $\mathbb{R}^{m\times n}$ mit dem Hadamard-Produkt. Daher darf auch der Begriff einer mit den algebraischen Operationen verträglichen Norm nicht von von den Dimensionen abhängen. Dies führt auf die folgende Definition einer Norm. \begin{definition} Die {\em Frobenius-Norm} einer Matrix $A\in H_{m\times n}\mathbb{R})$ mit den Einträgen $(a_{ij})=A$ ist \[ \| A\|_F = \sqrt{ \sum_{i,j} a_{ij}^2 }. \] Das {\em Frobenius-Skalarprodukt} zweier Matrizen $A,B\in H_{m\times n}(\mathbb{R})$ ist \[ \langle A,B\rangle_F = \sum_{i,j} a_{ij} b_{ij} = \operatorname{Spur} A^t B \] und es gilt $\|A\|_F = \sqrt{\langle A,A\rangle}$. \end{definition} Für komplexe Matrizen muss \begin{definition} Die {\em komplexe Frobenius-Norm} einer Matrix $A\in H_{m\times n}(\mathbb{C})$ ist \[ \| A\| = \sqrt{ \sum_{i,j} |a_{ij}|^2 } = \sqrt{ \sum_{i,u} \overline{a}_{ij} a_{ij} } \] das {\em komplexe Frobenius-Skalarprodukt} zweier Matrizen $A,B\in H_{m\times n}(\mathbb{C})$ ist das Produkt \[ \langle A,B\rangle_F = \sum_{i,j}\overline{a}_{ij} b_{ij} = \operatorname{Spur} (A^* B) \] und es gilt $\|A\|_F = \sqrt{\langle A,A\rangle}$. \end{definition} % XXX Frobeniusnorm \subsubsection{Skalarprodukt} % XXX Skalarprodukt