% % symmetrien.tex -- Geometrische Beschreibung von Symmetrien, O(n), SO(n), % Spiegelungen % % (c) 2020 Prof Dr Andreas Müller, Hochschule Rapperswil % \section{Symmetrien \label{buch:section:symmetrien}} \rhead{Symmetrien} Der geometrische Begriff der Symmetrie meint die Eigenschaft eines geometrischen Objektes, dass es bei einer Bewegung auf sich selbst abgebildet wird. Das Wort stammt aus dem altgriechischen, wo es {\em Gleichmass} bedeutet. Spiegelsymmetrische Objekte zeichnen sich zum Beispiel dadurch aus, dass Messungen von Strecken die gleichen Werte ergeben wie die Messungen der entsprechenden gespiegelten Strecken (siehe auch Abbildung~\ref{buch:lie:bild:castlehoward}, was die Herkunft des Begriffs verständlich macht. \begin{figure} \centering \includegraphics[width=\textwidth]{chapters/60-gruppen/images/castle.jpeg} \caption{Das Castle Howard in Yorkshire war in dieser ausgeprägt symmetrischen Form geplant, wurde dann aber in modifizeirter Form gebaut. Messungen zwischen Punkten in der rechten Hälfte des Bildes ergeben die gleichen Werte wie Messungen entsprechenden Strecken in der linken Hälfte, was den Begriff Symmetrie rechtfertigt. \label{buch:lie:bild:castlehoward}} \end{figure} In der Physik wird dem Begriff der Symmetrie daher auch eine erweiterte Bedeutung gegeben. Jede Transformation eines Systems, welche bestimmte Grössen nicht verändert, wird als Symmetrie bezeichnet. Die Gesetze der Physik sind typischerweise unabhängig davon, wo man den den Nullpunkt der Zeit oder das räumlichen Koordinatensystems ansetzt, eine Transformation des Zeitnullpunktes oder des Ursprungs des Koordinatensystems ändert daher die Bewegungsgleichungen nicht, sie ist eine Symmetrie des Systems. Umgekehrt kann man fragen, welche Symmetrien ein System hat. Da sich Symmetrien zusammensetzen und umkehren lassen, kann man in davon ausgehen, dass die Symmetrietransformationen eine Gruppe bilden. Besonders interessant ist dies im Falle von Transformationen, die durch Matrizen beschrieben weren. Eine unter der Symmetrie erhaltene Eigenschaft definiert so eine Untergruppe der Gruppe $\operatorname{GL}_n(\mathbb{R})$ der invertierbaren Matrizen. Die erhaltenen Eigenschaften definieren eine Menge von Gleichungen, denen die Elemente der Untergruppe genügen müssen. Als Lösungsmenge einer Gleichung erhält die Untergruppe damit eine zusätzliche geometrische Struktur, man nennt sie eine differenzierbare Mannigfaltigkeit. Dieser Begriff wird im Abschnitt~\ref{buch:subsection:mannigfaltigkeit} eingeführt. Es wird sich zum Beispiel zeigen, dass die Menge der Drehungen der Ebene mit den Punkten eines Kreises parametrisieren lassen, die Lösungen der Gleichung $x^2+y^2=1$ sind. Eine Lie-Gruppe ist eine Gruppe, die gleichzeitig eine differenzierbare Mannigfaltigkeit ist. Die Existenz von geometrischen Konzepten wie Tangentialvektoren ermöglicht zusätzliche Werkzeuge, mit denen diese Gruppe untersucht und verstanden werden können. Ziel dieses Abschnitts ist, die Grundlagen für diese Untersuchung zu schaffen, die dann im Abschnitt~\ref{buch:section:lie-algebren} durchgeführt werden soll. \subsection{Algebraische Symmetrien \label{buch:subsection:algebraische-symmetrien}} Mit Matrizen lassen sich Symmetrien in einem geometrischen Problem oder in einem physikalischen System beschreiben. Man denkt dabei gerne zuerst an geometrische Symmetrien wie die Symmetrie unter Punktspiegelung oder die Spiegelung an der $x_1$-$x_2$-Ebene, wie sie zum Beispiel durch die Abbildungen \[ \mathbb{R}^3\to\mathbb{R}^3 : x\mapsto -x \qquad\text{oder}\qquad \mathbb{R}^3\to\mathbb{R}^3 : \begin{pmatrix}x_1\\x_2\\x_3\end{pmatrix} \mapsto \begin{pmatrix}-x_1\\x_2\\x_3\end{pmatrix} \] dargestellt werden. Beide haben zunächst die Eigenschaft, dass Längen und Winkel und damit das Skalarprodukt erhalten sind. Diese Eigenschaft allein erlaubt aber noch nicht, die beiden Transformationen zu unterscheiden. Die Punktspiegelung zeichnet sich dadurch aus, das alle Geraden und alle Ebenen durch den Ursprung auf sich selbst abgebildet werden. Dies funktioniert für die Ebenenspiegelung nicht, dort bleibt nur die Spiegelungsebene (die $x_1$-$x_2$-Ebene im vorliegenden Fall) und ihre Normale erhalten. Die folgenden Beispiele sollen zeigen, wie solche Symmetriedefinitionen auf algebraische Bedingungen an die Matrixelemente führen. \subsection{Manningfaltigkeiten \label{buch:subsection:mannigfaltigkeit}} \subsection{Der Satz von Noether \label{buch:subsection:noether}}