\section{Die geotechnischen Invarianten\label{spannung:section:Die geotechnischen Invarianten}} \rhead{Die geotechnischen Invarianten} In vielen Fällen in der Geotechnik und auch in Versuchen hat man gleichmässige Belastungen über eine grössere Fläche. Durch eine solche Belastung auf den Boden, entstehen gleichermassen Spannungen in Richtung $2$ und $3$, wenn man von einem isotropen Bodenmaterial ausgeht. Folglich gilt: \[ \sigma_{22} = \sigma_{33} . \] Dadurch wird der Spannungszustand vereinfacht. Diesen vereinfachten Spannungszustand kann man mit den zwei geotechnischen Invarianten abbilden. Die erste Invariante ist die volumetrische oder auch hydrostatische Spannung \begin{equation} p = \frac{\sigma_{11}+\sigma_{22}+\sigma_{33}}{3} \label{spannung:Invariante_p} , \end{equation} welche als arithmetisches Mittel aller Normalspannungen im infinitesimalen Würfel definiert ist. Die zweite Invariante ist die deviatorische Spannung \begin{equation} q = \sqrt{\frac{(\sigma_{11}-\sigma_{22})^{2}+(\sigma_{11}-\sigma_{33})^{2}+(\sigma_{22}-\sigma_{33})^{2}}{2}} \label{spannung:Invariante_q} . \end{equation} Diese Zusammenhänge werden im Skript \cite{spannung:Stoffgesetze-und-numerische-Modellierung-in-der-Geotechnik} aufgezeigt. Die hydrostatische Spannung $p$ kann gemäss Gleichung \eqref{spannung:Invariante_p} als \[ p = \frac{\sigma_{11}+2\sigma_{33}}{3} \] vereinfacht werden. Die deviatorische Spannung $q$ wird gemäss Gleichung \eqref{spannung:Invariante_q} als \[ q = \sigma_{11}-\sigma_{33} \] vereinfacht. Man kann $p$ als Druck und $q$ als Schub betrachten. Die Invarianten $p$ und $q$ können mit der Spannungsgleichung \eqref{spannung:Spannungsgleichung} berechnet werden. Durch geschickte Umformung dieser Gleichung, lassen sich die Module als Faktor separieren. Dabei entstehen spezielle Faktoren mit den Dehnungskomponenten. So ergibt sich \[ \overbrace{\frac{\sigma_{11}+2\sigma_{33}}{3}}^{\displaystyle{p}} = \frac{E}{3(1-2\nu)} \overbrace{(\varepsilon_{11} - 2\varepsilon_{33})}^{\displaystyle{{\varepsilon_{v}}}} \] und \[ \overbrace{\sigma_{11}-\sigma_{33}}^{\displaystyle{q}} = \frac{3E}{2(1+\nu)} \overbrace{\frac{2}{3}(\varepsilon_{11} - \varepsilon_{33})}^{\displaystyle{\varepsilon_{s}}} . \] Die Faktoren mit den Dehnungskomponenten können so als \[ \varepsilon_{v} = (\varepsilon_{11} - 2\varepsilon_{33}) \qquad \text{und} \qquad \varepsilon_{s} = \frac{2}{3}(\varepsilon_{11} - \varepsilon_{33}) \] eingeführt werden, mit \begin{align*} \varepsilon_{v} &= \text{hydrostatische Dehnung [-]} \\ \varepsilon_{s} &= \text{deviatorische Dehnung [-].} \end{align*} Die hydrostatische Dehnung $\varepsilon_{v}$ kann mit einer Kompression und die deviatorische Dehnung $\varepsilon_{s}$ mit einer Verzerrung verglichen werden. Diese zwei Gleichungen kann man durch die Matrixschreibweise \begin{equation} \begin{pmatrix} q\\ p \end{pmatrix} = \begin{pmatrix} \displaystyle{\frac{3E}{2(1+\nu)}} & 0 \\ 0 & \displaystyle{\frac{E}{3(1-2\nu)}} \end{pmatrix} \begin{pmatrix} \varepsilon_{s}\\ \varepsilon_{v} \end{pmatrix} \label{spannung:Matrixschreibweise} \end{equation} vereinfachen. Änderungen des Spannungszustandes können mit diesen Gleichungen vollumfänglich erfasst werden. Diese Spannungsgleichung mit den zwei Einträgen ($p$ und $q$) ist gleichwertig wie die ursprüngliche Spannungsgleichung mit den neun Einträgen ($\sigma_{11}$, $\sigma_{12}$, $\sigma_{13}$, $\sigma_{21}$, $\sigma_{22}$, $\sigma_{23}$, $\sigma_{31}$, $\sigma_{32}$, $\sigma_{33}$). Mit dieser Formel \eqref{spannung:Matrixschreibweise} lassen sich Ergebnisse von Versuchen analysieren und berechnen. Ein solcher Versuch, der oft in der Geotechnik durchgeführt wird, ist der Oedometer-Versuch. In Abschnitt~\ref{spannung:section:Oedometrischer Elastizitätsmodul} wird die Anwendung der Matrix an diesem Versuch beschrieben.