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Die Definition~\ref{buch:rekursion:def:gamma} beschreibt die Gamma-Funktion als Integral der Form \begin{align} \Gamma(z) & = -\int_0^\infty t^{z-1} e^{-t} dt +\int_0^\infty x^{z-1} e^{-x} \, dx , \quad -\text{wobei Realteil von $z$ grösser als $0$} -, +\text{wobei } \operatorname{Re}(z) > 0 \label{laguerre:gamma} +. \end{align} -welches alle Eigenschaften erfüllt, um mit der Gauss-Laguerre-Quadratur -berechnet zu werden. +Der Term $e^{-x}$ im Integranden und der Integrationsbereich erfüllen +genau die Bedingungen der Gauss-Laguerre-Integration. +% Der Term $e^{-t}$ ist genau die Gewichtsfunktion der Laguerre-Integration und +% der Definitionsbereich passt ebenfalls genau für dieses Verfahren. +Weiter zu erwähnen ist, dass für die assoziierte Gauss-Laguerre-Integration die +Gewichtsfunktion $x^\nu e^{-x}$ exakt dem Integranden +für $\nu = z - 1$ entspricht. \subsubsection{Funktionalgleichung} -Die Funktionalgleichung besagt +Die Gamma-Funktion besitzt die gleiche Rekursionsbeziehung wie die Fakultät, +nämlich \begin{align} -z \Gamma(z) = \Gamma(z+1). +\Gamma(z+1) += +z \Gamma(z) +\quad +\text{mit } +\Gamma(1) += +1 +. \label{laguerre:gamma_funktional} \end{align} -Mittels dieser Gleichung kann der Wert an einer bestimmten, -geeigneten Stelle evaluiert werden und dann zurückverschoben werden, -um das gewünschte Resultat zu erhalten. -\subsection{Berechnung mittels Gauss-Laguerre-Quadratur} +\subsubsection{Reflektionsformel} +Die Reflektionsformel +\begin{align} +\Gamma(z) \Gamma(1 - z) += +\frac{\pi}{\sin \pi z} +,\quad +\text{für } +z \notin \mathbb{Z} +\label{laguerre:gamma_refform} +\end{align} +stellt eine Beziehung zwischen den zwei Punkten, +die aus der Spiegelung an der Geraden $\real z = 1/2$ hervorgehen, +her. +Dadurch lassen Werte der Gamma-Funktion sich für $z$ in der rechten Halbebene +leicht in die linke Halbebene übersetzen und umgekehrt. -Fehlerterm: +\subsection{Berechnung mittels +Gauss-Laguerre-Quadratur% +\label{laguerre:subsection:gauss-lag-gamma}} +In den vorherigen Abschnitten haben wir gesehen, +dass sich die Gamma-Funktion bestens für die Gauss-Laguerre-Quadratur +\begin{align*} +\int_0^\infty x^{z-1} e^{-x} \, dx += +\int_0^\infty f(x) w(x) \, dx +\approx +\sum_{i=1}^n f(x_i) A_i +\end{align*} +eignet. +Nun bieten sich uns zwei Optionen, +diese zu berechnen: +\begin{enumerate} +\item Wir verwenden die assoziierten Laguerre-Polynome $L_n^\nu(x)$ mit +$w(x) = x^\nu e^{-x}$, $\nu = z - 1$ und $f(x) = 1$. +% $f(x)=1$. +% \begin{align*} +% \int_0^\infty x^{z-1} e^{-x} \, dx +% = +% \int_0^\infty f(x) w(x) \, dx +% \quad +% \text{mit } +% w(x) +% = +% x^\nu e^{-x}, +% \nu +% = +% z - 1 +% \text{ und } +% f(x) = 1 +% . +% \end{align*} +\item Wir verwenden die Laguerre-Polynome $L_n(x)$ mit +$w(x) = e^{-x}$ und $f(x) = x^{z - 1}$. +% $f(x)=x^{z-1}$ +% \begin{align*} +% \int_0^\infty x^{z-1} e^{-x} \, dx +% = +% \int_0^\infty f(x) w(x) \, dx +% \quad +% \text{mit } +% w(x) +% = +% e^{-x} +% \text{ und } +% f(x) = x^{z - 1} +% . +% \end{align*} +\end{enumerate} +Die erste Variante wäre optimal auf das Problem angepasst, +allerdings müssten die Gewichte und Nullstellen für jedes $z$ +neu berechnet werden, +da sie per Definition von $z$ abhängen. +Dazu kommt, +dass die Berechnung der Gewichte $A_i$ nach +\cite{laguerre:Cassity1965AbcissasCA} \begin{align*} +A_i += +\frac{ +\Gamma(n) \Gamma(n+\nu) +} +{ +(n+\nu) +\left[L_{n-1}^{\nu}(x_i)\right]^2 +} +\end{align*} +Evaluationen der Gamma-Funktion benötigen. +Somit ist diese Methode eindeutig nicht geeignet für unser Vorhaben. + +Bei der zweiten Variante benötigen wir keine Neuberechung der Gewichte +und Nullstellen für unterschiedliche $z$. +In \eqref{laguerre:quadratur_gewichte} ist ersichtlich, +dass die Gewichte einfach zu berechnen sind. +Auch die Nullstellen können vorgängig, +mittels eines geeigneten Verfahrens, +aus den Polynomen bestimmt werden. +Als problematisch könnte sich höchstens +die zu integrierende Funktion $f(x)=x^{z-1}$ für $|z| \gg 0$ erweisen. +Somit entscheiden wir uns aufgrund der vorherigen Punkte, +die zweite Variante weiterzuverfolgen. + +\subsubsection{Direkter Ansatz} +% +\begin{figure} +\centering +% \input{papers/laguerre/images/rel_error_simple.pgf} +\includegraphics{papers/laguerre/images/rel_error_simple.pdf} +%\vspace{-12pt} +\caption{Relativer Fehler des direkten Ansatzes +für verschiedene reelle Werte von $z$ und Grade $n$ der +Laguerre-Polynome}% +\label{laguerre:fig:rel_error_simple} +\end{figure} +%. +Wenden wir also die Gauss-Laguerre-Quadratur aus +\eqref{laguerre:laguerrequadratur} auf die Gamma-Funktion +\eqref{laguerre:gamma} an, +ergibt sich +\begin{align} +\Gamma(z) +\approx +\sum_{i=1}^n x_i^{z-1} A_i +\label{laguerre:naive_lag} +. +\end{align} +Bevor wir die Gauss-Laguerre-Quadratur anwenden, +möchten wir als ersten Schritt eine Fehlerabschätzung durchführen. +Für den Fehlerterm \eqref{laguerre:lag_error} wird die $2n$-te Ableitung +der zu integrierenden Funktion $f(\xi)$ benötigt. +Für das Integral der Gamma-Funktion ergibt sich also +\begin{align*} +\frac{d^{2n}}{d\xi^{2n}} f(\xi) + & = +\frac{d^{2n}}{d\xi^{2n}} \xi^{z-1} +\\ + & = +(z - 2n)_{2n} \xi^{z - 2n - 1} +. +\end{align*} +Eingesetzt im Fehlerterm \eqref{laguerre:lag_error} resultiert +\begin{align} R_n = (z - 2n)_{2n} \frac{(n!)^2}{(2n)!} \xi^{z-2n-1} -\end{align*} +, +\label{laguerre:gamma_err_simple} +\end{align} +wobei $\xi$ ein geeigneter Wert im Intervall $(0, \infty)$ ist +und $n$ der Grad des verwendeten Laguerre-Polynoms. +Eine Fehlerabschätzung mit dem Fehlerterm stellt sich als unnütz heraus, +da $R_n$ für $z < 2n - 1$ bei $\xi \rightarrow 0$ eine Singularität aufweist +und für $z > 2n - 1$ bei $\xi \rightarrow \infty$ divergiert. +Nur für den unwahrscheinlichen Fall $ z = 2n - 1$ +wäre eine Fehlerabschätzung plausibel. -\subsubsection{Finden der optimalen Berechnungsstelle} +Wenden wir nun also direkt die Gauss-Laguerre-Quadratur +auf die Gamma-Funktion an. +Dazu benötigen wir die Gewichte nach +\eqref{laguerre:quadratur_gewichte} +und als Stützstellen die Nullstellen des Laguerre-Polynomes $L_n$. +Evaluieren wir den relativen Fehler unserer Approximation zeigt sich ein +Bild wie in Abbildung~\ref{laguerre:fig:rel_error_simple}. +Man kann sehen, +wie der relative Fehler Nullstellen aufweist für ganzzahlige $z \leq 2n$. +Laut der Theorie der Gauss-Quadratur ist das auch zu erwarten, +da die Approximation via Gauss-Quadratur +exakt ist für zu integrierende Polynome mit Grad $\leq 2n-1$ und +der Integrand $x^{z-1}$ wird für $z \in \mathbb{N} \setminus \{0\}$ +zu einem Polynom . +% Hinzukommt, dass zudem von $z$ noch $1$ abgezogen wird im Exponenten. +Es ist ersichtlich, +dass sich für den Polynomgrad $n$ ein Intervall gibt, +in dem der relative Fehler minimal ist. +Links steigt der relative Fehler besonders stark an, +während er auf der rechten Seite zu konvergieren scheint. + +\begin{figure} +\centering +% \input{papers/laguerre/images/rel_error_mirror.pgf} +\includegraphics{papers/laguerre/images/rel_error_mirror.pdf} +%\vspace{-12pt} +\caption{Relativer Fehler des Ansatzes mit Spiegelung negativer Realwerte +für verschiedene reelle Werte von $z$ und Grade $n$ der Laguerre-Polynome} +\label{laguerre:fig:rel_error_mirror} +\end{figure} + +Um die linke Hälfte in den Griff zu bekommen, +könnten wir die Reflektionsformel der Gamma-Funktion verwenden. +Spiegelt man nun $z$ mit negativem Realteil mittels der Reflektionsformel, +ergibt sich ein stabilerer Fehler in der linken Hälfte, +wie in Abbildung~\ref{laguerre:fig:rel_error_mirror}. +Die Spiegelung bringt nur für wenige Werte einen, +für praktische Anwendungen geeigneten, +relativen Fehler. +Wie wir aber in Abbildung~\ref{laguerre:fig:rel_error_simple} sehen konnten, +gibt es für jeden Polynomgrad $n$ ein Intervall $[a(n), a(n) + 1]$, +$a(n) \in \mathbb{Z}$, +in welchem der relative Fehler minimal ist. +Die Funktionalgleichung der Gamma-Funktion \eqref{laguerre:gamma_funktional} +könnte uns hier helfen, +das Problem in den Griff zu bekommen. + +\subsubsection{Analyse des Integranden} +Wie wir im vorherigen Abschnitt gesehen haben, +scheint der Integrand problematisch. +Darum möchten wir ihn jetzt analysieren, +damit wir ihn besser verstehen können. +Dies sollte es uns ermöglichen, +anschliessend geeignete Gegenmassnahmen zu entwickeln. + +% Dieser Abschnitt soll eine grafisches Verständnis dafür schaffen, +% wieso der Integrand so problematisch ist. +% Was das heisst sollte in Abbildung~\ref{laguerre:fig:integrand} +% und Abbildung~\ref{laguerre:fig:integrand_exp} grafisch dargestellt werden. +\begin{figure} +\centering +% \input{papers/laguerre/images/integrand.pgf} +\includegraphics{papers/laguerre/images/integrand.pdf} +%\vspace{-12pt} +\caption{Integrand $x^z$ mit unterschiedlichen Werten für $z$} +\label{laguerre:fig:integrand} +\end{figure} + +In Abbildung~\ref{laguerre:fig:integrand} ist der Integrand $x^z$ für +unterschiedliche Werte von $z$ dargestellt. +Dies entspricht der zu integrierenden Funktion $f(x)$ +der Gauss-Laguerre-Quadratur für die Gamma-Funktion. +Man erkennt, +dass für kleine $z$ sich ein singulärer Integrand ergibt +und auch für grosse $z$ wächst der Integrand sehr schnell an. +Das heisst, +die Ableitungen im Fehlerterm divergieren noch schneller +und das wirkt sich negativ auf die Genauigkeit der Approximation aus. +Somit lässt sich hier sagen, +dass kleine Exponenten um $0$ genauere Resultate liefern sollten. + +\begin{figure} +\centering +% \input{papers/laguerre/images/integrand_exp.pgf} +\includegraphics{papers/laguerre/images/integrand_exp.pdf} +%\vspace{-12pt} +\caption{Integrand $x^z e^{-x}$ mit unterschiedlichen Werten für $z$} +\label{laguerre:fig:integrand_exp} +\end{figure} + +In Abbildung~\ref{laguerre:fig:integrand_exp} fügen wir +die Dämpfung der Gewichtsfunktion $w(x)$ +der Gauss-Laguerre-Quadratur wieder hinzu +und erhalten so wieder den kompletten Integranden $x^{z} e^{-x}$ +der Gamma-Funktion. +Für negative $z$ ergeben sich immer noch Singularitäten, +wenn $x \rightarrow 0$. +Um $x = 1$ wächst der Term $x^z$ für positive $z$ +schneller als die Dämpfung $e^{-x}$, +aber für $x \rightarrow \infty$ geht der Integrand gegen $0$. +Das führt zu glockenförmigen Kurven, +die für grosse Exponenten $z$ nach der Stelle $x=1$ schnell anwachsen. +Zu grosse Exponenten $z$ sind also immer noch problematisch. +Kleine positive $z$ scheinen nun aber auch zulässig zu sein. +Damit formulieren wir die Vermutung, +dass $a(n)$, +welches das Intervall $[a(n), a(n) + 1]$ definiert, +in dem der relative Fehler minimal ist, +grösser als $0$ und kleiner als $2n-1$ ist. + +\subsubsection{Ansatz mit Verschiebungsterm} +% Mittels der Funktionalgleichung \eqref{laguerre:gamma_funktional} +% kann der Wert von $\Gamma(z)$ im Intervall $z \in [a,a+1]$, +% in dem der relative Fehler minimal ist, +% evaluiert werden und dann mit der Funktionalgleichung zurückverschoben werden. Nun stellt sich die Frage, ob die Approximation mittels Gauss-Laguerre-Quadratur verbessert werden kann, -wenn man das Problem an einer geeigneten Stelle evaluiert und -dann zurückverschiebt mit der Funktionalgleichung. -Dazu wollen wir den Fehlerterm in -Gleichung~\eqref{laguerre:lagurre:lag_error} anpassen und dann minimieren. -Zunächst wollen wir dies nur für $z\in \mathbb{R}$ und $0<z<1$ definieren. -Zudem nehmen wir an, dass die optimale Stelle $x^* \in \mathbb{R}$, $z < x^*$ -ist. -Dann fügen wir einen Verschiebungsterm um $m$ Stellen ein, daraus folgt +wenn man das Problem in einem geeigneten Intervall $[a(n), a(n)+1]$, +$a(n) \in \mathbb{Z}$, +evaluiert und dann mit der +Funktionalgleichung \eqref{laguerre:gamma_funktional} zurückverschiebt. +Für dieses Vorhaben führen wir einen Verschiebungsterm $m \in \mathbb{Z}$ ein. +Passen wir \eqref{laguerre:naive_lag} +mit dem Verschiebungsterm $m$ +%,der $z$ and die Stelle $z_m = z + m$ verschiebt, +an, +ergibt sich +\begin{align} +\Gamma(z) +\approx +s(z, m) \sum_{i=1}^n x_i^{z + m - 1} A_i +% && +% \text{mit } +% s(z, m) +% = +% \begin{cases} +% \displaystyle +% \frac{1}{(z - m)_m} & \text{wenn } m \geq 0\\ +% (z + m)_{-m} & \text{wenn } m < 0 +% \end{cases} +% . +\label{laguerre:shifted_lag} +\end{align} +mit \begin{align*} -R_n +s(z, m) = -\frac{(z - 2n)_{2n}}{(z - m)_m} \frac{(n!)^2}{(2n)!} \xi^{z + m - 2n - 1} +\begin{cases} +\displaystyle +\frac{1}{(z)_m} & \text{wenn } m \geq 0 \\ +(z + m)_{-m} & \text{wenn } m < 0 +\end{cases} . \end{align*} -{ -\large \color{red} -TODO: -Geeignete Minimierung für Fehler finden, so dass sie mit den emprisich -bestimmen optimalen Punkten übereinstimmen. -} +\subsubsection{Finden der optimalen Berechnungsstelle} +Um die optimale Stelle $z^*(n) \in \left[a(n), a(n) + 1\right]$, +$z^*(n) \in \mathbb{R}$, +zu finden, +erweitern wir denn Fehlerterm \eqref{laguerre:gamma_err_simple} +und erhalten +\begin{align} +R_{n,m}(\xi) += +s(z, m) \cdot (z - 2n)_{2n} \frac{(n!)^2}{(2n)!} \xi^{z + m - 2n - 1} +,\quad +\text{für } +\xi \in (0, \infty) +\label{laguerre:gamma_err_shifted} +. +\end{align} +% +\begin{figure} +\centering +\includegraphics{papers/laguerre/images/targets.pdf} +% %\vspace{-12pt} +\caption{$m^*$ in Abhängigkeit von $z$ und $n$} +\label{laguerre:fig:targets} +\end{figure} +% +Daraus formulieren wir das Optimierungproblem +\begin{align*} +m^* += +\operatorname*{argmin}_m \max_\xi R_{n,m}(\xi) +. +\end{align*} +Allerdings ist die Funktion $R_{n,m}(\xi)$ unbeschränkt und +hat die gleichen Probleme wie die Fehlerabschätzung des direkten Ansatzes. +Dazu müssten wir $\xi$ versuchen, +unter Kontrolle zu bringen, +was ein äussersts schwieriges Unterfangen zu sein scheint. +Da die Gauss-Quadratur aber sowieso +nur wirklich praktisch sinnvoll für kleine $n$ ist, +können die Intervalle $[a(n), a(n)+1]$ empirisch gesucht werden. + +Wir bestimmen nun die optimalen Verschiebungsterme empirisch +für $n = 1,\ldots, 12$ im Intervall $z \in (0, 1)$, +da $z$ sowieso mit den Term $m$ verschoben wird, +reicht es, +die $m^*$ nur in diesem Intervall zu analysieren. +In Abbildung~\ref{laguerre:fig:targets} sind die empirisch bestimmten $m^*$ +abhängig von $z$ und $n$ dargestellt. +In $n$-Richtung lässt sich eine klare lineare Abhängigkeit erkennen und +die Beziehung zu $z$ ist negativ, +d.h. wenn $z$ grösser ist, wird $m^*$ kleiner. +Allerdings ist die genaue Beziehung zu $z$ +aus dieser Grafik nicht offensichtlich, +aber sie scheint regelmässig zu sein. +Es lässt die Vermutung aufkommen, +dass die Restriktion von $m^* \in \mathbb{Z}$ Rundungsprobleme verursacht. +Wir versuchen, +dieses Problem via lineare Regression und geeignete Rundung zu beheben. +Den linearen Regressor +\begin{align*} +\hat{m} += +\alpha n + \beta +\end{align*} +machen wir nur abhängig von $n$, +in dem wir den Mittelwert $\overline{m}$ von $m^*$ über $z$ berechnen. + +\begin{figure} +\centering +% \input{papers/laguerre/images/estimates.pgf} +\includegraphics{papers/laguerre/images/estimates.pdf} +%\vspace{-12pt} +\caption{Schätzung Mittelwert von $m$ und Fehler} +\label{laguerre:fig:schaetzung} +\end{figure} + +In Abbildung~\ref{laguerre:fig:schaetzung} sind die Resultate +der linearen Regression aufgezeigt mit $\alpha = 1.34154$ und $\beta = +0.848786$. +Die lineare Beziehung ist ganz klar ersichtlich und der Fit scheint zu genügen. +Der optimale Verschiebungsterm kann nun mit +\begin{align*} +m^* +\approx +\lceil \hat{m} - z \rceil += +\lceil \alpha n + \beta - z \rceil +\end{align*} +% kann nun mit dem linearen Regressor und $z$ +gefunden werden. + +\subsubsection{Evaluation des Schätzers} +In einem ersten Schritt möchten wir analysieren, +wie gut die Abschätzung des optimalen Verschiebungsterms ist. +Dazu bestimmen wir den relativen Fehler für verschiedene Verschiebungsterme $m$ +in der Nähe von $m^*$ bei gegebenem Polynomgrad $n = 8$ für $z \in (0, 1)$. +In Abbildung~\ref{laguerre:fig:rel_error_shifted} sind die relativen Fehler +der Approximation dargestellt. +Man kann deutlich sehen, +dass der relative Fehler anwächst, +je weiter der Verschiebungsterm vom idealen Wert abweicht. +Zudem scheint der Schätzer den optimalen Verschiebungsterm gut zu bestimmen, +da der Schätzer zuerst der grünen Linie folgt und +dann beim Übergang auf die orange Linie wechselt. +\begin{figure} +\centering +% \input{papers/laguerre/images/rel_error_shifted.pgf} +\includegraphics{papers/laguerre/images/rel_error_shifted.pdf} +%\vspace{-12pt} +\caption{Relativer Fehler des Ansatzes mit Verschiebungsterm +für verschiedene reelle Werte von $z$ und Verschiebungsterme $m$. +Das verwendete Laguerre-Polynom besitzt den Grad $n = 8$. +$m^*$ bezeichnet hier den optimalen Verschiebungsterm.} +\label{laguerre:fig:rel_error_shifted} +\end{figure} + +\subsubsection{Resultate} +Das Verfahren scheint für den Grad $n=8$ und $z \in (0,1)$ gut zu funktioneren. +Es stellt sich nun die Frage, +wie der relative Fehler sich für verschiedene $z$ und $n$ verhält. +In Abbildung~\ref{laguerre:fig:rel_error_range} sind die relativen Fehler für +unterschiedliche $n$ dargestellt. +Der relative Fehler scheint immer noch Nullstellen aufzuweisen +für ganzzahlige $z$. +Durch das Verschieben ergibt sich jetzt aber, +wie zu erwarten war, +ein periodischer relativer Fehler mit einer Periodendauer von $1$. +Zudem lässt sich erkennen, +dass der Fehler abhängig von der Ordnung $n$ +des verwendeten Laguerre-Polynoms ist. +Wenn der Grad $n$ um $1$ erhöht wird, +verbessert sich die Genauigkeit des Resultats um etwa eine signifikante Stelle. + +In Abbildung~\ref{laguerre:fig:rel_error_complex} +ist der Betrag des relativen Fehlers in der komplexen Ebene dargestellt. +Je stärker der Imaginäranteil von $z$ von $0$ abweicht, +umso schlechter wird die Genauigkeit der Approximation. +Das erstaunt nicht weiter, +da die Gauss-Quadratur eigentlich nur für reelle Zahlen definiert ist. +Wenn der Imaginäranteil von $z$ ungefähr $0$ ist, +lässt sich das gleiche Bild beobachten wie in +Abbildung~\ref{laguerre:fig:rel_error_range}. + +\begin{figure} +\centering +% \input{papers/laguerre/images/rel_error_range.pgf} +\includegraphics{papers/laguerre/images/rel_error_range.pdf} +%\vspace{-12pt} +\caption{Relativer Fehler des Ansatzes mit optimalen Verschiebungsterm +für verschiedene reelle Werte von $z$ und Laguerre-Polynome vom Grad $n$} +\label{laguerre:fig:rel_error_range} +\end{figure} + +\begin{figure} +\centering +\includegraphics{papers/laguerre/images/rel_error_complex.pdf} +%\vspace{-12pt} +\caption{Absolutwert des relativen Fehlers in der komplexen Ebene} +\label{laguerre:fig:rel_error_complex} +\end{figure} + +\subsubsection{Vergleich mit Lanczos-Methode} +Nun stellt sich die Frage, +wie das in diesem Abschnitt beschriebene Approximationsverfahren +der Gamma-Funktion sich gegenüber den üblichen Approximationsverfahren schlägt. +Eine häufig verwendete Methode ist die Lanczos-Approximation, +welche gegeben ist durch +\begin{align} +\Gamma(z + 1) +\approx +\sqrt{2\pi} \left( z + \sigma + \frac{1}{2} \right)^{z + 1/2} +e^{-(z + \sigma + 1/2)} \sum_{k=0}^n g_k H_k(z) +, +\end{align} +wobei +\begin{align*} +g_k = \frac{e^\sigma \varepsilon_k (-1)^k}{\sqrt{2\pi}} +\sum_{r=0}^k (-1)^r \, \binom{k}{r} \, (k)_r +\left( \frac{e}{r + \sigma + \frac{1}{2}}\right)^{r + 1/2} +, +\end{align*} +\begin{align*} +\varepsilon_k += +\begin{cases} +1 & \text{für } k = 0 \\ +2 & \text{sonst} +\end{cases} +\quad \text{und}\quad +H_k(z) += +\frac{(-1)^k (-z)_k}{(z+1)_k} +\end{align*} +mit $H_0 = 1$ und $\sum_0^n g_k = 1$ (siehe \cite{laguerre:lanczos}). +Diese Methode wurde zum Beispiel in +{\em GNU Scientific Library}, {\em Boost}, {\em CPython} und +{\em musl} implementiert. +Diese Methode erreicht für $n = 7$ typischerweise eine Genauigkeit von $13$ +korrekten, signifikanten Stellen für reelle Argumente. +Zum Vergleich: die vorgestellte Methode erreicht für $n = 7$ +eine minimale Genauigkeit von $6$ korrekten, signifikanten Stellen +für reelle Argumente. -\subsection{Resultate} +\subsubsection{Fazit} +% Das Resultat ist etwas enttäuschend, +Die Genauigkeit der vorgestellten Methode schneidet somit schlechter ab +als die Lanczos-Methode. +Dieser Erkenntnis kommt nicht ganz unerwartet, +% aber nicht unerwartet, +da die Lanczos-Methode spezifisch auf dieses Problem zugeschnitten ist und +unsere Methode eine erweiterte allgemeine Methode ist. +Allerdings besticht die vorgestellte Methode +durch ihre stark reduzierte Komplexität. % und Rechenaufwand. +% Was die Komplexität der Berechnungen im Betrieb angeht, +% ist die Gauss-Laguerre-Quadratur wesentlich ressourcensparender, +% weil sie nur aus $n$ Funktionsevaluationen, +% wenigen Multiplikationen und Additionen besteht. +Was den Rechenaufwand angeht, +benötigt die vorgestellte Methode, +für eine Genauigkeit von $n-1$ signifikanten Stellen, +nur $n$ Funktionsevaluationen +und wenige zusätzliche Multiplikationen und Additionen. +Demzufolge könnte diese Methode Anwendung in Systemen mit wenig Rechenleistung +und/oder knappen Energieressourcen finden. +Die vorgestellte Methode ist ein weiteres Beispiel dafür, +wie Verfahren durch die Kenntnis der Eigenschaften einer Funktion +verbessert werden können.
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