\section{Der Wert $\zeta(-1)$} \label{zeta:section:fazit} \rhead{Der Wert $\zeta(-1)$} Ganz zu Beginn dieses Papers wurde die Behauptung erwähnt, dass die Summe aller natürlichen Zahlen $-\frac{1}{12}$ sei. Diese Summe ist nichts anderes als die Zetafunktion am Wert $s=-1$. Da wir die analytische Fortsetzung mit der Funktionalgleichung \eqref{zeta:equation:functional} gefunden haben, können wir den Wert $s=-1$ einsetzen und erhalten \begin{align*} \zeta(s) &= \frac{\Gamma \left( \frac{1-s}{2} \right)}{\pi^{\frac{1-s}{2}}} \zeta(1-s) \frac{\pi^{\frac{s}{2}}}{\Gamma \left( \frac{s}{2} \right)} \\ \zeta(-1) &= \frac{\Gamma(1)}{\pi} \zeta(2) \frac{\pi^{-\frac{1}{2}}}{\Gamma \left( -\frac{1}{2} \right)}. \end{align*} Also fehlen uns drei Werte, $\zeta(2)$, $\Gamma(1)$ und $\Gamma(-\frac{1}{2})$. Zunächst konzentrieren wir uns auf $\zeta(2)$, welches im konvergenten Bereich der Reihe liegt und auch bekannt ist als das Basler Problem. Wir lösen das Basler Problem \cite{zeta:online:basel} mithilfe der parsevalschen Gleichung \cite{zeta:online:pars} \begin{align} \int_{-\pi}^{\pi} |f(x)|^2 dx &= 2\pi \sum_{n=-\infty}^{\infty} |c_n|^2 \\ c_n &= \frac{1}{2\pi} \int_{-\pi}^{\pi}f(x)e^{-inx} dx, \end{align} welche besagt dass die Summe der quadrierten Fourierkoeffizienten einer Funktion identisch ist mit dem Integral der quadrierten Funktion. Wenn wir dies für $f(x) = x$ auswerten erhalten wir \begin{align} c_n &= \begin{cases} \frac{(-1)^n}{n} i, & \text{for } n\neq0, \\ 0, & \text{for } n=0 \end{cases} \\ \int_{-\pi}^{\pi} x^2 dx &= 2\pi \sum_{n=-\infty}^{\infty} |c_n|^2 = 4\pi \underbrace{\sum_{n=1}^{\infty} \frac{1}{n^2}}_{\displaystyle{\zeta(2)}}. \end{align} Durch einfaches Umstellen erhalten wir somit die Lösung des Basler Problems als \begin{equation} \zeta(2) = \sum_{n=1}^{\infty} \frac{1}{n^2} = \frac{1}{4\pi} \int_{-\pi}^{\pi} x^2 dx = \frac{\pi^2}{6}. \end{equation} Als nächstes berechnen wir $\Gamma(1)$ und $\Gamma(-\frac{1}{2})$ mithilfe der Integraldefinition der Gammafunktion (Definition \ref{buch:rekursion:def:gamma}). Da das Integral für $\Gamma(-\frac{1}{2})$ nicht konvergiert, wird die Reflektionsformel aus \ref{buch:funktionentheorie:subsection:gammareflektion} verwendet, welche das konvergierende Integral von $\Gamma(\frac{3}{2})$ verwendet. Es ergeben sich die Werte \begin{align*} \Gamma(1) &= 1\\ \Gamma\biggl(-\frac{1}{2}\biggr) &= \frac{\pi}{\sin\left(-\frac{\pi}{2}\right) \Gamma\left(\frac{3}{2}\right)} = -\frac{\sqrt{\pi}}{2}. \end{align*} Wenn wir diese Werte in die Funktionalgleichung einsetzen, erhalten wir das gewünschte Ergebnis \begin{align*} \zeta(-1) &= \frac{\Gamma(1)}{\pi} \zeta(2) \frac{\pi^{-\frac{1}{2}}}{\Gamma \left( -\frac{1}{2} \right)} \\ &= \frac{1}{\pi} \frac{\pi^2}{6} \frac{\pi^{-\frac{1}{2}}}{ -\frac{\sqrt{\pi}}{2}} \\ &= -\frac{1}{12}. \end{align*} Weiter wurde zu Beginn dieses Papers auf die Riemannsche Vermutung hingewiesen, wonach alle nichttrivialen Nullstellen der Zetafunktion auf der $\Re(s)=\frac{1}{2}$ Geraden liegen. Abbildung \ref{zeta:fig:einzweitel} zeigt die Funktionswerte dieser Geraden. \begin{figure} \centering \input{papers/zeta/images/zetaplot.tex} \caption{Die komplexen Werte der Zetafunktion für die kritische Gerade $\Re(s)=\frac{1}{2}$ im Bereich $\Im(s) = 0\dots40$. Klar sichtbar sind die immer wiederkehrenden Nullstellen, wie sie Gegenstand der Riemannschen Vermutung sind.} \label{zeta:fig:einzweitel} \end{figure}