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author | Andreas Müller <andreas.mueller@othello.ch> | 2021-02-15 12:20:42 +0100 |
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committer | Andreas Müller <andreas.mueller@othello.ch> | 2021-02-15 12:20:42 +0100 |
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-rw-r--r-- | buch/chapters/20-polynome/definitionen.tex | 89 |
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diff --git a/buch/chapters/20-polynome/definitionen.tex b/buch/chapters/20-polynome/definitionen.tex index 4794dea..b80769f 100644 --- a/buch/chapters/20-polynome/definitionen.tex +++ b/buch/chapters/20-polynome/definitionen.tex @@ -378,7 +378,94 @@ R^{(k+l)}[X]. % \subsection{Teilbarkeit \label{buch:subsection:polynome:teilbarkeit}} -XXX TODO +XXX Beispiel für Polynomdivision? + +\subsubsection{Euklidische Ringe und Faktorzerlegung} +Der Polynomring $R[X]$ hat noch eine weitere Eigenschaft, die ihn +von einem gewöhnlichen Ring unterschiedet. +Der Polynomdivisionsalgorithmus findet zu zwei Polynomen $f,g\in R[X]$ +den Quotienten $q\in R[X]$ und den Rest $r\in R[X]$ mit +$f=qg+r$, wobei ausserdem $\deg r<\deg g$ ist. + +\begin{definition} +Ein {\em euklidischer Ring} $R$ ist ein nullteilerfreier Ring mit einer +Gradfunktion $\deg\colon R\setminus\{0\}\to\mathbb{N}$ mit folgenden +Eigenschaften +\begin{enumerate} +\item Für $x,y\in R$ gilt $\deg(xy) \ge \deg(x)$. +\item Für alle $x,y\in R$ gibt es $q,r\in R$ mit $x=qy+r$ mit +$\deg(y)>\deg(x)$ +\label{buch:20-polynome:def:euklidischerring-2} +\end{enumerate} +Bedingung~\ref{buch:20-polynome:def:euklidischerring-2} ist die +{\em Division mit Rest}. +\index{Gradfunktion}% +\index{Division mit Rest}% +\index{euklidischer Ring}% +\end{definition} + +Die ganzen Zahlen $\mathbb{Z}$ bilden einen euklidischen Ring mit der +Gradfunktion $\deg(z)=|z|$ für $z\in \mathbb{Z}$. +Aus dem Divisionsalgorithmus für ganze Zahlen leiten sich alle grundlegenden +Eigenschaften über Teilbarkeit und Primzahlen ab. +Eine Zahl $x$ ist teilbar durch $y$, wenn $x=qy$ mit $q\in \mathbb{Z}$, +es gibt Zahlen $p\in\mathbb{Z}$, die keine Teiler haben und jede Zahl +kann auf eindeutige Art und Weise in ein Produkt von Primfaktoren +zerlegt werden. + +\subsubsection{Irreduzible Polynome} +Das Konzept der Primzahl lässt sich wie folgt in den Polynomring übertragen. + +\begin{definition} +Ein Polynom $f\in R[X]$ heisst irreduzibel, es keine Faktorisierung $f=gh$ +in Faktoren $g,h\in R[X]$ mit $\deg(g)>0$ und $\deg(h) >0$. +\end{definition} + +\begin{beispiel} +Polynome ersten Grades $aX+b$ sind immer irreduzibel, da sie bereits +minimalen Grad haben. + +Sei jetzt $f=X^2+bX+c$ ein quadratisches Polynom in $\mathbb{Q}[X]$. +Wenn es faktorisierbar sein soll, dann müssen die Faktoren Polynome +ersten Grades sein, also $f=(X-x_1)(X-x_2)$ mit $x_i\in\mathbb{Q}$. +Die Zahlen $x_i$ die einzigen möglichen Lösungen für $x_i$ können mit +der Lösungsformel für die quadratische Gleichung +\[ +x_i = -\frac{b}2\pm\sqrt{\frac{b^2}{4}-c} +\] +gefunden werden. +Die Faktorisierung ist also genau dann möglich, wenn $b^2/4-c$ ein +Quadrat in $\mathbb{Q}$. +In $\mathbb{R}$ ist das Polynom faktorisierbar, wenn $b^2-4c\ge 0$ ist. +In $\mathbb{C}$ gibt es keine Einschränkung, die Wurzel zu ziehen, +in $\mathbb{C}$ gibt es also keine irreduziblen Polynome im Grad $2$. +\end{beispiel} + +\subsubsection{Faktorisierung in einem Polynomring} +Ein Polynomring ist ganz offensichtlich auch ein euklidischer Ring. +Wir erwarten daher die entsprechenden Eigenschaften auch in einem +Polynomring. +Allerdings ist eine Faktorzerlegung nicht ganz eindeutig. +Wenn das Polynom $f\in\mathbb{Z}[X]$ die Faktorisierung +$f=g\cdot h$ mit $g,h\mathbb{Z}[X]$ hat, dann +ist $rg\cdot r^{-1}h$ ebenfalls eine Faktorisierung für jedes $r =\pm1$. +Dasselbe gilt in $\mathbb{Q}$ für jedes $r\in \mathbb{Q}^*$. +Faktorisierung ist also nur eindeutig bis auf Elemente der +Einheitengruppe des Koeffizientenringes. +Diese Mehrdeutigkeit kann in den Polynomringen $\Bbbk[X]$ +überwunden werden, indem die Polynome normiert werden. + +\begin{satz} +Ein normiertes Polynom $f\in \Bbbk[X]$ kann in +normierte Faktoren $g_1,\dots,g_k\in\Bbbk[X]$ zerlegt werden, so dass +$f=g_1\cdot\ldots\cdot g_k$, wobei die Faktoren irreduzibel sind. +Zwei solche Faktorisierungen unterscheiden sich nur durch die Reihenfolge +der Faktoren. +Ein Polynom $f\in \Bbbk[X]$ kann in ein Produkt $a_n g_1\cdot\ldots\cdot g_k$ +zerlegt werden, wobei die normierten Faktoren $g_i$ bis auf die Reihenfolge +eindeutig sind. +\end{satz} + % % Abschnitt über formale Potenzreihen |