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@@ -3,38 +3,254 @@
%
% (c) 2020 Prof Dr Andreas Müller, Hochschule Rapperswil
%
-\section{Teil 2
+\section{Fraktale mit IFS
\label{ifs:section:teil2}}
\rhead{Teil 2}
-Sed ut perspiciatis unde omnis iste natus error sit voluptatem
-accusantium doloremque laudantium, totam rem aperiam, eaque ipsa
-quae ab illo inventore veritatis et quasi architecto beatae vitae
-dicta sunt explicabo. Nemo enim ipsam voluptatem quia voluptas sit
-aspernatur aut odit aut fugit, sed quia consequuntur magni dolores
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-reprehenderit qui in ea voluptate velit esse quam nihil molestiae
-consequatur, vel illum qui dolorem eum fugiat quo voluptas nulla
-pariatur?
-
-\subsection{De finibus bonorum et malorum
-\label{ifs:subsection:bonorum}}
-At vero eos et accusamus et iusto odio dignissimos ducimus qui
-blanditiis praesentium voluptatum deleniti atque corrupti quos
-dolores et quas molestias excepturi sint occaecati cupiditate non
-provident, similique sunt in culpa qui officia deserunt mollitia
-animi, id est laborum et dolorum fuga. Et harum quidem rerum facilis
-est et expedita distinctio. Nam libero tempore, cum soluta nobis
-est eligendi optio cumque nihil impedit quo minus id quod maxime
-placeat facere possimus, omnis voluptas assumenda est, omnis dolor
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-consequatur aut perferendis doloribus asperiores repellat.
+Wollen wir nun eine bestimmte Art anschauen, wie man Fraktale machen kann.
+Zur Veranschaulichung dieser Methode nehmen wir das Sierpinski Dreieck.
+\begin{figure}
+ \centering
+ \includegraphics[width=0.5\textwidth]{papers/ifs/images/sierpinski}
+ \caption{Sierpinski-Dreieck}
+ \label{ifs:sierpinski10}
+\end{figure}
+Es besteht aus drei kleineren Kopien von sich selbst.
+Es ist also ein Selbstähnliches Gebilde.
+Diese Eigenschaft wollen wir uns zunutze machen.
+Wir definieren das Dreieck mit Kantenlänge 1 als Menge $X$.
+Ausserdem bestimmen wir drei Funktionen
+\begin{align*}
+ f_1(x,y)
+ =
+ \begin{pmatrix}
+ \frac{1}{2} & 0 \\
+ 0 & \frac{1}{2} \\
+ \end{pmatrix}
+ \begin{pmatrix}
+ x\\
+ y\\
+ \end{pmatrix}
+ ,\quad
+ f_2(x,y)
+ =
+ \begin{pmatrix}
+ \frac{1}{2} & 0 \\
+ 0 & \frac{1}{2} \\
+ \end{pmatrix}
+ \begin{pmatrix}
+ x\\
+ y\\
+ \end{pmatrix}
+ +
+ \begin{pmatrix}
+ \frac{1}{2} \\
+ 0
+ \end{pmatrix}
+ , \quad
+ f_3(x,y)
+ =
+ \begin{pmatrix}
+ \frac{1}{2} & 0 \\
+ 0 & \frac{1}{2} \\
+ \end{pmatrix}
+ \begin{pmatrix}
+ x\\
+ y\\
+ \end{pmatrix}
+ +
+ \begin{pmatrix}
+ \frac{1}{4} \\
+ \frac{1}{2}
+ \end{pmatrix},
+\end{align*}
+welche die gesamte Menge auf eine ihrer kleineren Kopien abbildet.
+$f_1$ bildet das Dreieck auf das Teilstück unten links ab, $f_2$ auf das Teilstück unten rechts und $f_3$ auf das obere Teilstück.
+Wendet man alle drei Funktionen auf das Sierpinski-Dreieck an
+\begin{align*}
+ X = \bigcup\limits_{i = 1}^{3} f_i(X),
+\end{align*}
+entsteht also wieder ein Sierpinski-Dreieck.
+Man kann sogar noch einen Schritt weiter gehen, und sagen: Wenn wir die Funktionen auf eine beliebige Startmenge anwenden, konvergiert die Menge gegen das Sierpinski-Dreieck.
+\begin{figure}
+ \centering
+ \subfigure[]{
+ \label{ifs:sierpconsta}
+ \includegraphics[width=0.25\textwidth]{papers/ifs/images/sierpinski1}}
+ \subfigure[]{
+ \label{ifs:sierpconstb}
+ \includegraphics[width=0.25\textwidth]{papers/ifs/images/sierpinski2}}
+ \subfigure[]{
+ \label{ifs:sierpconstc}
+ \includegraphics[width=0.25\textwidth]{papers/ifs/images/sierpinski3}}
+ \subfigure[]{
+ \label{ifs:sierpconstd}
+ \includegraphics[width=0.25\textwidth]{papers/ifs/images/sierpinski6}}
+ \caption{Konstruktion eines Sierpinski-Dreiecks mit einem Schwarzen Quadrat als Start\\
+ (a) 1. Iteration (b) 2. Iteration (c) 3. Iteration (d) 5. Iteration}
+ \label{ifs:sierpconst}
+\end{figure}
+Im Beispiel der Abbildung \ref{ifs:sierpconst} sehen wir, wie das Bild nach jeder Iteration dem Sierpinski-Dreieck ähnlicher wird.
+Der Abstand zum Original wird immer kleiner, und konvergiert gegen null.
+
+\subsection{Iterierte Funktionensysteme
+\label{ifs:subsection:IteratedFunktionensysteme}}
+In diesem Abschnitt wollen wir die Erkenntnis, wie wir aus einer beliebigen Menge ein Sierpinski-Dreieck generieren können, verallgemeinern.
+
+
+$S_1,\dots,S_n$ sind Kontraktionen auf die Menge $D \subset \mathbb{R}^n$. Es gilt
+\begin{align}
+ |S_i(x) - S_i(y)| \leq c_i|x - y|
+\end{align}
+für jedes i mit einem $c_i < 1$.
+Der Banachsche Fixpunktsatz besagt, dass für solche Kontraktionen ein Eindeutiges $A$ existiert, für das $S(A) = A$ gilt.
+Den Beweis kann man in \cite{ifs:Rousseau2012} nachlesen.
+Hat man nicht nur eine sondern mehrere Kontraktionen, dann existiert eine eindeutige kompakte Menge $F$ für die gilt
+\begin{equation}
+ F = \bigcup\limits_{i = 1}^{m} S_i(F).
+\end{equation}
+Weiter definieren wir die Transformation S auf kompakte Mengen $E$ ohne die leere Menge
+\begin{equation}
+ S(E) = \bigcup\limits_{i = 1}^m S_i(E).
+ \label{ifs:transformation}
+\end{equation}
+Wird diese Transformation Iterativ ausgeführt, das heisst $S^0(E) = E, S^k(E) = S(S^{k-1}(E))$, gilt
+\begin{equation}
+ F = \bigcap\limits_{k = 1}^{\infty} S^k(E).
+ \label{ifs:ifsForm}
+\end{equation}
+In Worte gefasst bedeutet das, dass jede Gruppe von Kontraktionen iterativ ausgeführt, gegen eine eindeutige Menge konvergiert.
+Diese Menge ist auch als Attraktor eines IFS bekannt.
+Der Beweis für die Existenz eines eindeutigen Attraktors ist in \cite{ifs:fractal-geometry} beschrieben.
+
+\subsection{Beispiel: Barnsley-Farn}
+Der Barnsley-Farn, Abbildung \ref{ifs:farn}, ist ein Beispiel eines Fraktal, welches mit einem IFS generiert werden kann.
+Wie man schnell erkennen kann, besteht der Farn aus Blättern, welche eine grosse Ähnlichkeit zum ganzen Farn haben.
+Die vier affinen Transformationen
+\begin{align}
+ & {S_1(x,y)}
+ =
+ \begin{pmatrix}
+ 0 & 0 \\
+ 0 & 0.16 \\
+ \end{pmatrix}
+ \begin{pmatrix}
+ x\\
+ y\\
+ \end{pmatrix}, \quad &
+ {S_2(x,y)}
+ &=
+ \begin{pmatrix}
+ 0.85 & 0.04 \\
+ -0.04 & 0.85 \\
+ \end{pmatrix}
+ \begin{pmatrix}
+ x\\
+ y\\
+ \end{pmatrix}
+ +
+ \begin{pmatrix}
+ 0 \\
+ 1.6
+ \end{pmatrix}\\
+ & {S_3(x,y)}
+ =
+ \begin{pmatrix}
+ 0.2 & -0.26 \\
+ 0.23 & 0.22 \\
+ \end{pmatrix}
+ \begin{pmatrix}
+ x\\
+ y\\
+ \end{pmatrix}
+ +
+ \begin{pmatrix}
+ 0 \\
+ 1.6
+ \end{pmatrix}, \quad &
+ {S_4(x,y)}
+ &=
+ \begin{pmatrix}
+ -0.15 & 0.28 \\
+ 0.26 & 0.24 \\
+ \end{pmatrix}
+ \begin{pmatrix}
+ x\\
+ y\\
+ \end{pmatrix}
+ +
+ \begin{pmatrix}
+ 0 \\
+ 0.44
+ \end{pmatrix}\\
+ \label{ifs:farnFormel}
+\end{align}
+, welche für die konstruktion des Farns benötigt werden sind in der Abbildung \ref{ifs:farncolor} farblich dargestellt.
+Das gesamte Farnblatt ist in der schwarzen Box.
+Auf diese werden die Transformationen angewendet
+$S_1$ erstellt den Stiel des Farnblattes (rot).
+Die Transformation bildet das Gesamte Blatt auf die Y-Achse ab.
+$S_2$ (grün) erstellt den Hauptteil des Farnes.
+Sie verkleinert und dreht das gesamte Bild und stellt es auf das Ende des Stiels aus $S_1$.
+$S_3$ bildet das gesamte Blatt auf das blaue Teilblatt unten Links ab.
+$S_4$ spiegelt das Blatt und bildet es auf das magentafarbene Teilblatt ab.
+\subsection{Erzeugung eines Bildes zu einem IFS}
+Es gibt zwei verschiedene Methoden um das Bild zu einem IFS zu erzeugen.
+Die erste Methode ist wahrscheinlich die intuitivste.
+Wir beginnen mit einm Startbild, zum Beispiel ein Schwarzes Quadrat, und bilden dieses mit den affinen Transformationen des IFS ab.
+Das neue Bild, dass entsteht, ist die nächste Iterierte.
+Dieses wird wieder mit den Transformationen abgebildet.
+Wir wiederholen den letzten schritt, bis wir zufrieden mit der neusten Iterierten sind.
+
+Diesen Vorgang haben wir beim Sierpinski-Dreieck in Abbildung \ref{ifs:sierpconst} gebraucht.
+In Abbildung \ref{ifs:sierpinski10} ist die zehnte Iterierte zu sehen.
+Weitere Iterationen hätten in dieser Darstellungsgrösse kaum mehr einen Unterschied gemacht.
+
+
+Die zweite Methode ist das Chaosspiel \cite{ifs:chaos}.
+Bis jetzt wurde immer davon gesprochen, die Transformationen auf die gesamte Menge anzuwenden.
+Bei komplizierteren IFS welche viele Iterationen brauchen, bis man den Attraktor erkennen kann, ist die erste Methode ziemlich rechenintensiv.
+Beim Chaosspiel werden die Transformationen nicht auf die Menge angewendet, sondern nur auf einen einzelnen Punkt.
+Der Startpunkt kann dabei ein beliebiger Punkt in $E$ sein.
+Es wird bei jedem Iterationsschritt nur eine Transformation, welche zufällig gewählt wurde, angewendet.
+Da, wie wir beim Barnsley-Farn gut sehen, nicht jede Transformation gleich viel des Bildes ausmacht, werden diese beim Chaosspiel gewichtet.
+Je mehr eine Transformation kontrahiert, desto weniger Punkte braucht es um die resultierende Teilabbildung darzustellen.
+Im Fall des Barnsley-Fern wird $S_1$ in $1\%$, $S_2$ in $85\%$ und $S_3 \& S_4$ in $7\%$ der Iterationen ausgeführt.
+Wir sehen auch in Abbildung \ref{ifs:farncolor} gut, dass der rote Stiel, $S_1$, einiges weniger Punkte braucht als der grüne Hauptteil des Blattes, $S_2$.
+
+In Abbildung \ref{ifs:farnNoWeight} wurden die vier gleich stark gewichtet.
+Man sieht, dass trotzt gleich vieler Iterationen wie in Abbildung \ref{ifs:farn}, der Farn nicht so gut abgebildet wird.
+
+Am besten sieht man den Effekt einer schlechten Gewichtung in Abbildung \ref{ifs:farnrightWeight}.
+Hier wurde $S_4$, welches für das rechte untere Teilblatt zuständig ist, mit nur $1\%$ statt $7\%$ gewichtet.
+Man sieht, wie sich der Mangel an Punkten auf die anderen Abbildungen das Farnblattes auswirkt.
+In jeder Kopie des ganzen Farns fehlen die Punkte für dieses rechte untere Teilblatt.
+
+
+
+\begin{figure}
+ \centering
+ \makebox[\textwidth][c]{
+ \includegraphics[width=1.4\textwidth]{papers/ifs/images/farn}}
+ \caption{Barnsley-Farn}
+ \label{ifs:farn}
+\end{figure}
+\begin{figure}
+ \centering
+ \includegraphics[width=\textwidth]{papers/ifs/images/farncolor2}
+ \caption{Vier Transformationen des Barnsley-Farn in unterschiedlichen Farben}
+ \label{ifs:farncolor}
+\end{figure}
+
+\begin{figure}
+ \centering
+ \subfigure[]{
+ \label{ifs:farnNoWeight}
+ \includegraphics[width=0.45\textwidth]{papers/ifs/images/farnnotweight}}
+ \subfigure[]{
+ \label{ifs:farnrightWeight}
+ \includegraphics[width=0.45\textwidth]{papers/ifs/images/farnrightwight}}
+ \caption{(a) Chaosspiel ohne Gewichtung (b) $S_4$ zu wenig gewichtet}
+ \label{ifs:farnweight}
+\end{figure}