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authorPatrik Müller <patrik.mueller@ost.ch>2022-05-31 16:31:25 +0200
committerPatrik Müller <patrik.mueller@ost.ch>2022-05-31 16:31:25 +0200
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Add rule of thumb, analyse integrand, correct mistake in integration SLP<->LP
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-rw-r--r--buch/papers/laguerre/gamma.tex294
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diff --git a/buch/papers/laguerre/gamma.tex b/buch/papers/laguerre/gamma.tex
index 59c0b81..da2fa93 100644
--- a/buch/papers/laguerre/gamma.tex
+++ b/buch/papers/laguerre/gamma.tex
@@ -19,7 +19,7 @@ Integral der Form
\begin{align}
\Gamma(z)
& =
-\int_0^\infty t^{z-1} e^{-t} dt
+\int_0^\infty x^{z-1} e^{-x} \, dx
,
\quad
\text{wobei Realteil von $z$ grösser als $0$}
@@ -32,54 +32,290 @@ Zu erwähnen ist auch, dass für die verallgemeinerte Laguerre-Integration die
Gewichtsfunktion $t^\nu e^{-t}$ genau dem Integranden für $\nu=z-1$ entspricht.
\subsubsection{Funktionalgleichung}
-Die Funktionalgleichung der Gamma-Funktion besagt
+Die Gamma-Funktion besitzt die gleiche Rekursionsbeziehung wie die Fakultät,
+nämlich
\begin{align}
-z \Gamma(z) = \Gamma(z+1).
+z \Gamma(z)
+=
+\Gamma(z+1)
+.
\label{laguerre:gamma_funktional}
\end{align}
-Mittels dieser Gleichung kann der Wert von $\Gamma(z)$ an einer bestimmten,
-geeigneten Stelle evaluiert werden und dann zurückverschoben werden,
-um das gewünschte Resultat zu erhalten.
-In Abbildung~\ref{laguerre:fig:integrand} ist der Integrand $t^z$ für
-unterschiedliche Werte von $z$ dargestellt.
-Man erkennt, dass für kleine $z$ sich ein singulärer Integrand ergibt,
-was dazu führt, dass die Genauigkeit sich verschlechtert.
-Die Genauigkeit verschlechtert sich aber auch zunehmends für grosse $z$,
-da in diesem Fall der Integrand sehr schnell anwächst.
+\subsubsection{Reflektionsformel}
+Die Reflektionsformel
+\begin{align}
+\Gamma(z) \Gamma(1 - z)
+=
+\frac{\pi}{\sin \pi z}
+,\quad
+\text{für }
+z \notin \mathbb{Z}
+\label{laguerre:gamma_refform}
+\end{align}
+stellt eine Beziehung zwischen den zwei Punkten,
+die aus der Spiegelung an der Geraden $\operatorname{Re} z = 1/2$ hervorgehen,
+her.
+Dadurch lassen Werte der Gamma-Funktion sich für $z$ in der rechten Halbebene
+leicht in die linke Halbebene übersetzen und umgekehrt.
+
+\subsection{Berechnung mittels Gauss-Laguerre-Quadratur}
+In den vorherigen Abschnitten haben wir gesehen,
+dass sich die Gamma-Funktion bestens für die Gauss-Laguerre-Quadratur eignet.
+Nun bieten sich uns zwei Optionen diese zu berechnen:
+\begin{enumerate}
+\item Wir verwenden die verallgemeinerten Laguerre-Polynome, dann $f(x)=1$.
+\item Wir verwenden die Laguerre-Polynome, dann $f(x)=x^{z-1}$.
+\end{enumerate}
+Die erste Variante wäre optimal auf das Problem angepasst,
+allerdings müssten die Gewichte und Nullstellen für jedes $z$
+neu berechnet werden,
+da sie per Definition von $z$ abhängen.
+Dazu kommt,
+dass die Berechnung der Gewichte $A_i$ nach \cite{Cassity1965AbcissasCA}
+\begin{align*}
+A_i
+=
+\frac{
+\Gamma(n) \Gamma(n+\nu)
+}
+{
+(n+\nu)
+\left[L_{n-1}^{\nu}(x_i)\right]^2
+}
+\end{align*}
+Evaluationen der Gamma-Funktion benötigen.
+Somit scheint diese Methode nicht geeignet für unser Vorhaben.
+
+Bei der zweiten Variante benötigen wir keine Neuberechung der Gewichte
+und Nullstellen für unterschiedliche $z$.
+In \eqref{laguerre:quadratur_gewichte} ist ersichtlich,
+dass die Gewichte einfach zu berechnen sind.
+Auch die Nullstellen können vorgängig,
+mittels eines geeigneten Verfahrens aus den Polynomen bestimmt werden.
+Als problematisch könnte sich höchstens
+die zu integrierende Funktion $f(x)=x^{z-1}$ für $|z| \gg 0$ erweisen.
+Somit entscheiden wir uns auf Grund der vorherigen Punkte,
+die zweite Variante weiterzuverfolgen.
+
+\subsubsection{Naiver Ansatz}
+
\begin{figure}
\centering
-\scalebox{0.8}{\input{papers/laguerre/images/integrands.pgf}}
-\caption{Integrand $t^z$ mit unterschiedlichen Werten für $z$}
-\label{laguerre:fig:integrand}
+\input{papers/laguerre/images/rel_error_simple.pgf}
+\caption{Relativer Fehler des naiven Ansatzes
+für verschiedene reele Werte von $z$ und Grade $n$ der Laguerre-Polynome}
+\label{laguerre:fig:rel_error_simple}
\end{figure}
-\subsection{Berechnung mittels Gauss-Laguerre-Quadratur}
-
-Fehlerterm:
+Bevor wir die Gauss-Laguerre-Quadratur anwenden,
+möchten wir als erstes eine Fehlerabschätzung durchführen.
+Für den Fehlerterm \eqref{laguerre:lag_error} wird die $2n$-te Ableitung
+der zu integrierenden Funktion $f(\xi)$ benötigt.
+Für das Integral der Gamma-Funktion ergibt sich also
+\begin{align*}
+\frac{d^{2n}}{d\xi^{2n}} f(\xi)
+ & =
+\frac{d^{2n}}{d\xi^{2n}} \xi^{z-1}
+\\
+ & =
+(z - 2n)_{2n} \xi^{z - 2n - 1}
+\end{align*}
+Eingesetzt im Fehlerterm \eqref{laguerre:lag_error} resultiert
\begin{align*}
R_n
=
(z - 2n)_{2n} \frac{(n!)^2}{(2n)!} \xi^{z-2n-1}
+,
+\label{laguerre:gamma_err_simple}
\end{align*}
+wobei $\xi$ ein geeigneter Wert im Interval $(0, \infty)$ ist
+und $n$ der Grad des verwendeten Laguerre-Polynoms.
+Eine Fehlerabschätzung mit dem Fehlerterm stellt sich als unnütz heraus,
+da $R_n$ für $z < 2n - 1$ bei $\xi \rightarrow 0$ eine Singularität aufweist
+und für $z > 2n - 1$ bei $\xi \rightarrow \infty$ divergiert.
+Nur für den unwahrscheinlichen Fall $ z = 2n - 1$
+wäre eine Fehlerabschätzung plausibel.
+
+Wenden wir nun also naiv die Gauss-Laguerre-Quadratur auf die Gammafunktion an.
+Dazu benötigen wir die Gewichte nach
+\eqref{laguerre:quadratur_gewichte}
+und als Stützstellen die Nullstellen des Laguerre-Polynomes $L_n$.
+Evaluieren wir den relativen Fehler unserer Approximation zeigt sich ein
+Bild wie in Abbildung~\ref{laguerre:fig:rel_error_simple}.
+Man kann sehen,
+wie der relative Fehler Nullstellen aufweist für ganzzahlige $z < 2n$,
+was laut der Theorie der Gauss-Quadratur auch zu erwarten ist,
+denn die Approximation via Gauss-Quadratur
+ist exakt für zu integrierende Polynome mit Grad $< 2n-1$.
+Es ist ersichtlich,
+dass sich für den Polynomgrad $n$ ein Interval gibt,
+in dem der relative Fehler minimal ist.
+Links steigt der relative Fehler besonders stark an,
+während er auf der rechten Seite zu konvergieren scheint.
+Um die linke Hälfte in den Griff zu bekommen,
+könnten wir die Reflektionsformel der Gamma-Funktion ausnutzen.
+
+\begin{figure}
+\centering
+\input{papers/laguerre/images/rel_error_mirror.pgf}
+\caption{Relativer Fehler des naiven Ansatz mit Spiegelung negativer Realwerte
+für verschiedene reele Werte von $z$ und Grade $n$ der Laguerre-Polynome}
+\label{laguerre:fig:rel_error_mirror}
+\end{figure}
+
+Spiegelt man nun $z$ mit negativem Realteil mittels der Reflektionsformel,
+ergibt sich ein stabilerer Fehler in der linken Hälfte,
+wie in Abbildung~\ref{laguerre:fig:rel_error_mirror}.
+Die Spiegelung bringt nur für wenige Werte einen,
+für praktische Anwendungen geeigneten,
+relativen Fehler.
+Wie wir aber in Abbildung~\ref{laguerre:fig:rel_error_simple} sehen konnten,
+gibt es für jeden Polynomgrad $n$ ein Intervall $[a, a+1]$, $a \in \mathbb{Z}$,
+in welchem der relative Fehler minimal ist.
+Die Funktionalgleichung der Gamma-Funktion \eqref{laguerre:gamma_funktional}
+könnte uns hier helfen,
+das Problem in den Griff zu bekommen.
+
+\subsubsection{Analyse des Integranden}
+Wie wir im vorherigen Abschnitt gesehen haben,
+scheint der Integrand problematisch.
+Darum möchten wir jetzt den Integranden analysieren,
+um ihn besser verstehen zu können
+und dadurch geeignete Gegenmassnahmen zu entwickeln.
+
+% Dieser Abschnitt soll eine grafisches Verständnis dafür schaffen,
+% wieso der Integrand so problematisch ist.
+% Was das heisst sollte in Abbildung~\ref{laguerre:fig:integrand}
+% und Abbildung~\ref{laguerre:fig:integrand_exp} grafisch dargestellt werden.
+
+\begin{figure}
+\centering
+\input{papers/laguerre/images/integrands.pgf}
+\caption{Integrand $x^z$ mit unterschiedlichen Werten für $z$}
+\label{laguerre:fig:integrand}
+\end{figure}
+
+In Abbildung~\ref{laguerre:fig:integrand} ist der Integrand $x^z$ für
+unterschiedliche Werte von $z$ dargestellt.
+Dies entspricht der zu integrierenden Funktion $f(x)$
+der Gauss-Laguerre-Quadratur für die Gamma-Funktion-
+Man erkennt,
+dass für kleine $z$ sich ein singulärer Integrand ergibt
+und auch für grosse $z$ wächst der Integrand sehr schnell an.
+Das heisst,
+die Ableitungen im Fehlerterm divergieren noch schneller
+und das wirkt sich negativ auf die Genauigkeit der Approximation aus.
+Somit lässt sich hier sagen,
+dass kleine Exponenten um $0$ genauere Resultate liefern sollten.
+
+\begin{figure}
+\centering
+\input{papers/laguerre/images/integrands_exp.pgf}
+\caption{Integrand $x^z e^{-x}$ mit unterschiedlichen Werten für $z$}
+\label{laguerre:fig:integrand_exp}
+\end{figure}
+
+In Abbildung~\ref{laguerre:fig:integrand_exp} fügen wir
+die Dämpfung der Gewichtsfunktion $w(x)$
+der Gauss-Laguerre-Quadratur wieder hinzu
+und erhalten so wieder den kompletten Integranden $x^{z-1} e^{-x}$
+der Gamma-Funktion.
+Für negative $z$ ergeben sich immer noch Singularitäten,
+wenn $x \rightarrow 0$.
+Um $1$ wächst der Term $x^z$ schneller als die Dämpfung $e^{-x}$,
+aber für $x \rightarrow \infty$ geht der Integrand gegen $0$.
+Das führt zu Glockenförmigen Kurven,
+die für grosse Exponenten $z$ nach der Stelle $x=1$ schnell anwachsen.
+Zu grosse Exponenten $z$ sind also immer noch problematisch.
+Kleine positive $z$ scheinen nun also auch zulässig zu sein.
+Damit formulieren wir die Vermutung,
+dass $a$,
+welches das Intervall $[a,a+1]$ definiert,
+in dem der relative Fehler minimal ist,
+grösser als $0$ und abhängig von $n$ ist.
\subsubsection{Finden der optimalen Berechnungsstelle}
+% Mittels der Funktionalgleichung \eqref{laguerre:gamma_funktional}
+% kann der Wert von $\Gamma(z)$ im Interval $z \in [a,a+1]$,
+% in dem der relative Fehler minimal ist,
+% evaluiert werden und dann mit der Funktionalgleichung zurückverschoben werden.
Nun stellt sich die Frage,
ob die Approximation mittels Gauss-Laguerre-Quadratur verbessert werden kann,
-wenn man das Problem an einer geeigneten Stelle evaluiert und
-dann mit der Funktionalgleichung zurückverschiebt.
-Dazu wollen wir den Fehlerterm in
-Gleichung~\eqref{laguerre:lagurre:lag_error} anpassen und dann minimieren.
-Zunächst wollen wir dies nur für $z\in \mathbb{R}$ und $0<z<1$ definieren.
-Zudem nehmen wir an, dass die optimale Stelle $x^* \in \mathbb{R}$, $z < x^*$
-ist.
-Dann fügen wir einen Verschiebungsterm um $m$ Stellen ein, daraus folgt
+wenn man das Problem in einem geeigneten Intervall $[a, a+1]$,
+$a \in \mathbb{Z}$,
+evaluiert und dann mit der
+Funktionalgleichung \eqref{laguerre:gamma_funktional} zurückverschiebt.
+Aus Gründen der Übersichtlichkeit möchten wir das Problem nur für reele Zahlen
+formulieren.
+
+Die optimale Stelle $a \leq z^* \leq a+1$,
+mit $z^* \in \mathbb{R}$ wollen wir finden,
+in dem wir den Fehlerterm \eqref{laguerre:lag_error} anpassen
+und in einem nächsten Schritt minimieren.
+Zudem nehmen wir an,
+dass $z < z^*$ ist.
+Wir fügen einen Verschiebungsterm um $m \in \mathbb{N}$ Stellen ein,
+daraus folgt
\begin{align*}
-R_n
+R_{n,m}(\xi)
=
\frac{(z - 2n)_{2n}}{(z - m)_m} \frac{(n!)^2}{(2n)!} \xi^{z + m - 2n - 1}
-.
+,\quad
+\text{für }
+\xi \in (0, \infty)
+,
+\end{align*}
+wobei $z^* = z + m - 1$ ist.
+Das Optimierungsproblem daraus lässt sich als
+\begin{align*}
+\operatorname*{argmin}_m \max_\xi R_{n,m}(\xi)
\end{align*}
+formulieren.
+Allerdings ist die Funktion $R_{n,m}(\xi)$ unbeschränkt.
+Dazu müssten wir $\xi$ versuchen unter Kontroller zu bringen,
+was ein äussersts schwieriges Unterfangen zu sein scheint.
+Da die Gauss-Quadratur aber sowieso nur wirklich Sinn macht für kleine $n$,
+können die Intervalle $[a(n), a(n)+1]$ empirisch gesucht werden.
+
+
+\begin{align*}
+m^*
+=
+\lceil \alpha n + \beta + \lfloor z \rfloor - z \rceil - \lfloor z \rfloor
+\end{align*}
+
+\begin{figure}
+\centering
+\includegraphics{papers/laguerre/images/targets.pdf}
+\caption{$a$ in Abhängigkeit von $z$ und $n$}
+\label{laguerre:fig:targets}
+\end{figure}
+
+
+\begin{figure}
+\centering
+\input{papers/laguerre/images/schaetzung.pgf}
+\caption{Schätzung Mittelwert von $m$ und Fehler}
+\label{laguerre:fig:schaetzung}
+\end{figure}
+% 2. Die Fehlerabschätzung ist problematisch,
+% weil die Funktion R_n(\xi) unbeschränkt ist.
+% Daher kann man nicht einfach nach dem Maximum von R_n(\xi) suchen.
+% Man muss zunächst irgendwie das \xi unter Kontrolle bringen.
+% Das scheint mir äusserst schwierig zu sein.
+
+% Ich möchte daher folgendes anregen:
+% Im Sinne der Formulierung des Problems,
+% wie im Punkt 1 oben könnten Sie für verschiedene n
+% nach den optimalen Intervallen [a(n),a(n)+1] suchen,
+% und versuchen, einen empirischen Zusammenhang (Faustregel)
+% zwischen n und a(n) zu formulieren.
+% Das ist etwa gleich gut,
+% da ja der Witz der Gauss-Integration ist,
+% dass man eben nur sehr kleine n überhaupt in Betracht zieht,
+% d.h. man braucht keine exakte Gesetzmässigkeit für a(n).
+
{
\large \color{red}
@@ -87,5 +323,3 @@ TODO:
Geeignete Minimierung für Fehler finden, so dass sie mit den emprisich
bestimmen optimalen Punkten übereinstimmen.
}
-
-\subsection{Resultate}