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author | Andreas Müller <andreas.mueller@ost.ch> | 2021-10-09 21:13:51 +0200 |
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erster Entwurf Kapitel Funktionentheorie
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diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/Makefile.inc b/buch/chapters/080-funktionentheorie/Makefile.inc new file mode 100644 index 0000000..891f488 --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/Makefile.inc @@ -0,0 +1,12 @@ +# +# Makefile.inc -- Makefile dependencies for chapter 8 +# +# (c) 2021 Prof Dr Andreas Müller, OST Ostschweizer Fachhochschule +# + +CHAPTERFILES = $(CHAPTERFILES) \ + chapters/080-funktionentheorie/holomorph.tex \ + chapters/080-funktionentheorie/analytisch.tex \ + chapters/080-funktionentheorie/cauchy.tex \ + chapters/080-funktionentheorie/fortsetzung.tex \ + chapters/080-funktionentheorie/chapter.tex diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/analytisch.tex b/buch/chapters/080-funktionentheorie/analytisch.tex new file mode 100644 index 0000000..89d906c --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/analytisch.tex @@ -0,0 +1,145 @@ +% +% analytisch.tex +% +% (c) 2021 Prof Dr Andreas Müller, OST Ostschweizer Fachhochschule +% +\section{Analytische Funktionen +\label{buch:funktionentheorie:section:analytisch}} +\rhead{Analytische Funktionen} +Holomorphe Funktionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch immer +eine konvergente Reihenentwicklung haben, sie sind also analytisch. + +\subsection{Definition} +\index{Taylor-Reihe}% +\index{Exponentialfunktion}% +Die Taylor-Reihenentwicklung der Exponentialfunktion ermöglicht deren +effiziente Berechnung. +Es ist aber nicht selbstverständlich, dass die Taylor-Reihe überhaupt +gegen die Funktion konvergiert, aus deren Ableitungen sie gebildet +worden ist, wie das folgende Beispiel illustriert. + +\begin{figure} +\centering +\includegraphics{chapters/080-funktionentheorie/images/nonanalytic.pdf} +\caption{Beispiel einer beliebig oft stetig differenzierbaren Funktion, +deren Ableitungen in $x=0$ alle verschwinden. +Die zugehörige Taylor-Reihe ist die Nullfunktion, sie hat nichts mit der +Funktion zu tun. +\label{buch:funktionentheorie:fig:nonanalytic}} +\end{figure} + +\begin{beispiel} +Wir betrachten die Funktion +\[ +f\colon \mathbb{R}\to\mathbb{R} +: +x \mapsto +\begin{cases} +e^{-1/x^2}&\qquad x\ne 0\\ +0&\qquad x=0. +\end{cases} +\] +Der Graph $y=f(x)$ ist in Abbildung~\ref{buch:funktionentheorie:fig:nonanalytic} +dargestellt. + +Die ersten zwei Ableitungen der Funktion $f$ sind +\begin{align*} +f'(x) &= \frac{2e^{-1/x^2}}{x^3} = \frac{2}{x^3}\cdot f(x) +\\ +f''(x) &= \frac{(4-6x^2) e^{-1/x^2}}{x^6} = \frac{4-6x^2}{x^6}\cdot f(x) +\\ +&\dots +\end{align*} +Man kann vermuten, dass alle +Ableitungen Funktionen der Form +\begin{equation} +F(x) = \frac{p(x)}{x^n} \cdot f(x), +\label{buch:funktionentheorie:eqn:nonanalytic:form} +\end{equation} +sind, +wobei $p(x)$ ein Polynom ist. +Leitet man eine solche Funktion nach $x$ ab, erhält man +\begin{align*} +\frac{d}{dx} F(x) +&= +\frac{\frac{d}{dx}(p(x)f(x)) x^n - nx^{n-1}p(x)f(x)}{x^{2n}} +\\ +&= +\frac{p'(x)f(x) + p(x)f'(x) - nx^{n-1}p(x)f(x)}{x^{2n}} +\\ +&= +\frac{p'(x) + p(x)(2/x^3) - nx^{n-1}p(x)}{x^{2n}} \cdot f(x) +\\ +&= +\frac{x^3p'(x)+2p(x)-nx^{n-1}p(x)}{x^{2n+3}}\cdot f(x). +\end{align*} +Dies ist wieder eine Funktion der +Form~\eqref{buch:funktionentheorie:eqn:nonanalytic:form}. + +Der Faktor $f(x)=e^{-1/x^2}$ von $F(x)$ geht für $x\to 0$ exponentiell +schnell gegen $0$, schneller als der Nenner $x^n$ gegen $0$ gehen +kann. +Der Grenzwert $x\to 0$ einer Funktion der +Form~\eqref{buch:funktionentheorie:eqn:nonanalytic:form} +ist daher immer +\[ +\lim_{x\to 0} F(x) =0. +\] +Damit ist gezeigt, dass alle Ableitungen $f^{(n)}(0)=0$ sind. +Die Taylorreihe von $f(x)$ ist daher die Nullfunktion. +\end{beispiel} + +Die Klasse der Funktionen, die sich durch ihre Taylor-Reihe darstellen +lassen, zeichnet sich also durch besondere Eigenschaften aus, die in +der folgenden Definition zusammengefasst werden. + +\index{analytisch in einem Punkt}% +\index{analytisch}% +\begin{definition} +Eine auf einem offenen Intervall $I\subset \mathbb {R}$ definierte Funktion +$f\colon U\to\mathbb{R}$ heisst {\em analytisch im Punkt $x_0\in I$}, wenn +es eine in einer Umgebung von $x_0$ konvergente Potenzreihe +\[ +\sum_{k=0}^\infty a_k(x-x_0)^k = f(x) +\] +gibt. +Sie heisst {\em analytisch}, wenn sie analytisch ist in jedem Punkt von $I$. +\end{definition} + +Es ist wohlbekannt aus der elementaren Theorie der Potenzreihen, dass +eine analytische Funktion beliebig oft differenzierbar ist und dass +die Potenzreihe im Punkt $x_0$ die Taylor-Reihe sein muss. +Ausserdem sidn Summen, Differenzen und Produkte von analytischen Funktionen +wieder analytisch. + +Für eine komplexe Funktion lässt sich der Begriff der +analytischen Funktion genau gleich definieren. + +\begin{definition} +Eine in einer offenen Teilmenge $U\subset \mathbb{C}$ definierte Funktion +$f\colon U\to\mathbb{C}$ heisst {\em analytisch im Punkt $z_0\in U$}, wenn +es eine in einer Umgebung von $z_0$ konvergente Potenzreihe +\[ +\sum_{k=0}^\infty a_k(z-z_0) = f(z) +\] +gibt. +Sie heisst {\em analytisch}, wenn sie analytisch ist in jedem Punkt von $U$. +\end{definition} + +Die Verwendung einer offenen Teilmenge $U\subset\mathbb{C}$ ist wesentlich, +denn die Funktion $f\colon z\mapsto \overline{z}$ kann in jedem Punkt +$x_0\in\mathbb{R}$ +der reellen Achse $\mathbb{R}\subset\mathbb{C}$ durch die Potenzreihe +$f(x) = x_0 + (x-x_0)$ dargestellt werden. +Es gibt aber keine Potenzreihe, die $f(z)$ in einer offenen Teilmenge +von $\mathbb{C}$ gegen $f(z)=\overline{z}$ konvergiert. + +% +% Der Konvergenzradius einer Potenzreihe +% +\subsection{Konvergenzradius +\label{buch:funktionentheorie:subsection:konvergenzradius}} + +% XXX auf dem Rand des Konvergenzkreises gibt es immer eine Singularität + + diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/cauchy.tex b/buch/chapters/080-funktionentheorie/cauchy.tex new file mode 100644 index 0000000..21d8dcf --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/cauchy.tex @@ -0,0 +1,732 @@ +% +% cauchy.tex +% +% (c) 2021 Prof Dr Andreas Müller, OST Ostschweizer Fachhochschule +% +\section{Cauchy-Integral +\label{buch:funktionentheorie:section:cauchy}} +\rhead{Cauchy-Integral} + +% +% Wegintegrale und die Cauchy-Formel +% +\subsection{Wegintegrale\label{subsection:wegintegrale}} +Das Finden einer Stammfunktion, die Integration, ist die Grundtechnik, +\index{Stammfunktion}% +mit der man den Übergang von lokaler Information in Form von Ableitungen, +zu globaler Information über reelle Funktionen vollzieht. +Sie liefert aus der Steigung zwischen zwei Punkten $x_0$ und $x$ den +Funktionswert mittels +\[ +f(x)=f(x_0)+\int_{x_0}^xf'(\xi)\,d\xi. +\] +Bei einer reellen Funktion gibt es nur eine Richtung, entlang der man +integrieren könnte. + +Auch in der komplexen Ebene erwarten wir eine Formel +\[ +f(z) = f(z_0) + \int_{z_0}^z f'(\zeta)\,d\zeta. +\] +In der komplexen Ebene gibt es aber beliebig viele Wege, mit denen die +Punkte $z_0$ und $z$ verbunden werden können. +Der Wert von $f(z)$ muss also durch Integration entlang eines speziell +gewählten Weges $\gamma$ +\[ +f(z) = f(z_0) + \int_{\gamma} f'(\zeta)\,d\zeta +\] +bestimmt werden. +Es muss also zunächst geklärt werden, wie ein solches Wegintegral +überhaupt zu verstehen und zu berechnen ist. +Dann gilt es zu untersuchen, inwieweit diese Konstruktion unabhängig +von der Wahl des Weges ist. +Für komplex differenzierbare Funktionen wird sich eine sehr erfolgreiche +Theorie ergeben. + +% +% Wegintegrale +% +\subsubsection{Definition des Wegintegrals} +Ein Weg in der komplexen Ebene ist eine Abbildung +\index{Abbildung}% +\[ +\gamma\colon [a,b]\to\mathbb C: t\mapsto \gamma(t). +\] +Wir verlangen für unsere Zwecke zusätzlich, dass $\gamma$ differenzierbar +ist. +Dann können wir für jede beliebige Funktion das Wegintegral definieren. + +\begin{definition} +Sei $\gamma\colon[a,b]\to\mathbb C$ ein Weg in $\mathbb C$ und $f(z)$ +eine stetige komplexe Funktion, dann heisst +\[ +\int_{\gamma} f(z)\,dz = \int_a^bf(\gamma(t)) \gamma'(t)\,dt +\] +das {\em Wegintegral} von $f(z)$ entlang der Kurve $\gamma$. +\index{Wegintegral} +\end{definition} + +\begin{beispiel} +Man berechne das Wegintegral der Funktion $f(z)=z^n$ entlang des +Weges +$\gamma(t)=1+t+it^2$ +für $t\in[0,1]$. + +Die Definition besagt +\begin{align*} +\int_\gamma f(z)\,dz +&= +\int_0^1 f(\gamma(t))\gamma'(t)\,dt += +\int_0^1 \gamma(t)^n \gamma'(t)\,dt += +\int_0^1 \frac{d}{dt}\frac{\gamma(t)^{n+1}}{n+1}\,dt +\\ +&= +\biggl[\frac{\gamma(t)^{n+1}}{n+1}\biggr]_0^1 += +\frac{(2+i)^{n+1}}{n+1}-\frac{1^{n+1}}{n+1} += +\frac{(2+i)^{n+1}-1}{n+1}. +\end{align*} +Man stellt in diesem Beispiel auch fest, dass das Integral offenbar +unabhängig ist von der Wahl des Weges, es kommt einzig auf die +beiden Endpunkte an: +\[ +\int_\gamma z^n \,dz = \frac1{n+1}\bigl(\gamma(1)^{n+1}-\gamma(0)^{n+1}\bigr). +\] +\end{beispiel} + +\begin{beispiel} +Wir berechnen als Beispiel das Wegintegral der Funktion $f(z)=1/z$ entlang +eines Halbkreises von $1$ zu $-1$. +Es gibt zwei verschiedene solche Halbkreise: +\begin{equation*} +\begin{aligned} +\gamma_+(t)&=e^{it},&t&\in[0,\pi] +\\ +\gamma_-(t)&=e^{-it},&t&\in[0,\pi] +\end{aligned} +\end{equation*} +Wir finden für die Wegintegrale +\begin{align*} +\int_{\gamma_+}\frac1z\,dz +&= +\int_0^\pi \frac1{e^{it}}ie^{it}\,dt=i\int_0^\pi\,dt=i\pi, +\\ +\int_{\gamma_-}\frac1z\,dz +&= +-\int_0^\pi \frac1{e^{-it}}ie^{-it}\,dt=-i\int_0^\pi\,dt=-i\pi. +\end{align*} +Das Wegintegral zwischen $1$ und $-1$ hängt also mindestens für diese +spezielle Funktion $f(z)=1/z$ von der Wahl des Weges ab. +\end{beispiel} + +Wie Wahl der Parametrisierung der Kurve hat keinen Einfluss auf den +Wert des Wegintegrals. + +\begin{satz} +Seien $\gamma_1(t), t\in[a,b],$ und $\gamma_2(s),s\in[c,d]$ +verschiedene Parametrisierungen +\index{Parametrisierung}% +der gleichen Kurve, es gebe also eine Funktion $t(s)$ derart, dass +$\gamma_1(t(s))=\gamma_2(s)$. +Dann ist +\[ +\int_{\gamma_1}f(z)\,dz += +\int_{\gamma_2}f(z)\,dz. +\] +\end{satz} + +\begin{proof}[Beweis] +Wir verwenden die Definition des Wegintegrals +\begin{align*} +\int_{\gamma_1} f(z)\,dz +&= +\int_a^b f(\gamma_1(t))\,\gamma_1'(t)\,dt += +\int_c^d f(\gamma_1(t(s))\,\underbrace{\gamma_1'(t(s)) t'(s)}_{\displaystyle +=\frac{d}{ds}\gamma_1(t(s))}\,ds +\\ +&= +\int_c^d f(\gamma_2(s)\,\gamma_2'(s)\,ds += +\int_{\gamma_2}f(z)\,dz. +\end{align*} +Beim zweiten Gleichheitszeichen haben wir die Formel für die +Variablentransformation $t=t(s)$ in einem Integral verwendet. +\index{Variablentransformation}% +\end{proof} + +Wir erwarten, dass das Wegintegral ähnlich wie das Integral reeller +Funktionen eine Art ``Umkehroperation'' zur Ableitung ist. +Wir untersuchen daher den Fall, dass $f(z)$ eine komplexe Stammfunktion $F(z)$ +hat, also $f(z)=F'(z)$. +Wir berechnen das Wegintegral entlang des Weges $\gamma$: +\begin{align*} +\int_{\gamma}f(z)\,dz +&= +\int_a^bf(\gamma(t))\,\gamma'(t)\,dt += +\int_a^bF'(\gamma(t))\,\gamma'(t)\,dt += +\int_a^b\frac{d}{dt}F(\gamma(t))\,dt += +F(\gamma(a))-F(\gamma(b)) +\end{align*} +Dies ist genau die Formel, die man als den Hauptsatz der Infinitesimalrechnung +kennt. +Trotzdem ist die Situation hier etwas anders. +In der reellen Infinitesimalrechnung war die Existenz einer Stammfunktion +durch das Integral gesichert, man konnte mit +\[ +F(x)=\int_a^xf(\xi)\,d\xi +\] +immer eine Stammfunktion angeben. +Im komplexen Fall können wir natürlich auch versuchen, eine Stammfunktion +mit Hilfe von +\[ +F(z)=\int_{\gamma_z} f(\zeta)\,d\zeta +\] +zu definieren. +Dabei muss allerdings $\gamma_z$ ein Weg sein, der im Punkt $z$ endet, +und wir wissen noch nicht einmal, ob die Wahl des Weges eine Rolle +spielt. +Bevor wir also sicher sein können, dass eine Stammfunktion existiert, +müssen wir zeigen, dass das Wegintegral einer komplex differenzierbaren +Funktion zwischen zwei Punkten nicht von der Wahl des Weges abhängt, +der die beiden Punkte verbindet. +Dazu ist notwendig, geschlossene Wege genauer zu betrachten. + +% +% Wegintegrale führen auf analytische Funktionen +% +\subsubsection{Wegintegrale führen auf analytische Funktionen} +\begin{figure} +\centering +\includegraphics{chapters/080-funktionentheorie/images/integralanalytisch.pdf} +\caption{Pfad und Konvergenzradius für den Nachweis, dass Wegintegrale +auf analytische Funktionen führen (Satz~\ref{komplex:integralanalytisch}). +\label{komplex:integralanalytischpfad}} +\end{figure} +Mit Wegintegralen kann man aus stetigen Funktionen neue Funktionen +konstruieren. +Die folgende Konstruktion liefert überraschenderweise immer +analytische Funktionen. +\begin{satz} +\label{komplex:integralanalytisch} +Sei $\gamma\colon [a,b]\to\mathbb C$ ein Weg in $\mathbb C$, der nicht +durch den Nullpunkt verläuft, und $g$ eine stetige Funktion +auf $\gamma([a,b])$ (Abbildung~\ref{komplex:integralanalytischpfad}). +Dann ist die Funktion +\[ +f(z) = \frac1{2\pi i}\int_\gamma \frac{g(x)}{x-z}\,dx +\] +in einer Umgebung des Nullpunktes analytisch: +\[ +f(z) = \sum_{k=0}^\infty c_k z^k,\qquad +\text{mit\quad} +c_k=\frac1{2\pi i}\int_\gamma \frac{g(x)}{x^{k+1}}\,dx. +\] +Der Konvergenzradius $\varrho$ dieser Reihe ist der minimale Abstand der +Kurve $\gamma$ vom Nullpunkt. +\end{satz} + +\begin{proof}[Beweis] +Zunächst schreiben wir +\begin{equation} +\frac{1}{x-z} += +\frac1x\cdot \frac{1}{1-\displaystyle\frac{z}{x}} += +\frac1x\cdot \sum_{k=0}^\infty \biggl(\frac{z}{x}\biggr)^k += +\sum_{k=0}^\infty \frac{z^k}{x^{k+1}}. +\label{komplex:georeihe} +\end{equation} +Damit können wir jetzt die Funktion $f(z)$ berechnen: +\begin{align*} +f(z) +&= +\frac1{2\pi i} \int_{\gamma} \frac{g(x)}{x-z}\,dx += +\frac1{2\pi i} \int_{\gamma} \sum_{k=0}^\infty \frac{z^k}{x^{k+1}}g(x)\,dx += +\sum_{k=0}^\infty +\underbrace{\biggl(\frac1{2\pi i} \int_{\gamma} \frac{g(x)}{x^{k+1}}\,dx\biggr)}_{\displaystyle =c_k} +z^k += +\sum_{k=0}^\infty c_kz^k. +\end{align*} +Wir müssen uns noch die Konvergenz dieser Reihen überlegen. +Wenn $z<\varrho$ ist, dann ist +\[ +\biggl|\frac{z}{x}\biggr| += +\frac{|z|}{|x|} +<1, +\] +so dass die geometrische Reihe \eqref{komplex:georeihe} konvergent ist, +daraus lesen wir ab, dass der Konvergenzradius mindestens $\varrho$ +ist. +Grösser kann er allerdings auch nicht sein, da für $|z|\ge \varrho$ +das Integral nicht mehr definiert sein muss. +Nimmt man nämlich einen Punkt von $g([a,b])$ für $z$ wird der Integrand +unendlich gross. +\end{proof} + +Der Satz~\ref{komplex:integralanalytisch} ist nur für Potenzreihen +im Punkt $0$ formuliert, was im Wesentlichen durch die +Umformung~\eqref{komplex:georeihe} bedingt war. +Man kann dies aber auch als Potenzreihe +\[ +\frac1{x-z} += +\frac1{x-z_0-(z-z_0)} += +\frac1{x-z_0}\cdot\frac1{1-\displaystyle\frac{z-z_0}{x-z_0}} += +\frac1{x-z_0}\sum_{k=0}^\infty\biggl(\frac{z-z_0}{x-z_0}\biggr)^k += +\sum_{k=0}^\infty\frac1{(x-z_0)^{k+1}}(z-z_0)^k +\] +im Punkt $z_0$ ausdrücken. +Man bekommt dann die Potenzreihe +\[ +f(z) = \sum_{k=1}^\infty c_k(z-z_0)^k,\qquad +\text{mit}\quad +c_k=\frac1{2\pi i}\oint_\gamma\frac{g(x)}{(x-z_0)^{k+1}}\,dx +\] +für das Wegintegral. + +\subsubsection{Laurent-Reihen} +\label{sssec:LaurentReihen} +\begin{figure} +\centering +\includegraphics{chapters/080-funktionentheorie/images/laurent.pdf} +\caption{Pfad zur Herleitung der Laurent-Reihe einer Funktion $f(z)$ +mit einer Singularität $z_0$. +\label{komplex:laurentpfad}} +\end{figure}% +\index{Laurent-Reihe}% +In Satz~\ref{komplex:integralanalytisch} konnten wir eine Potenzreihe für +solche $z$ konstruieren, deren Betrag kleiner ist als der kleinste Abstand +der Kurve $\gamma$ vom Ursprung. +Dies war notwendig, weil in~\eqref{komplex:georeihe} die geometrische Reihe +nur konvergiert, wenn der Quotient $<1$ ist. +Wenn die Funktion $f(z)$ jedoch eine Singularität im Punkt $z_0$ hat, dann +kann es nicht möglich sein, die Funktion mit einer Potenzreihe zu +beschreiben. + +Wir verwenden daher den speziellen Pfad in Abbildung~\ref{komplex:laurentpfad}. +Er führt in einem grossen Kreis $\gamma_1$ um den Punkt $z_0$ herum, +dann folgt ein zur $x$-Achse paralleler Abschnitt, der bis zum kleinen +Kreis $\gamma_2$ führt. +Nach Durchlaufen des kleinen Kreises $\gamma_2$ im Uhrzeigersinn folgt wieder +ein zur $x$-Achse paralleles Stück zurück zum grossen Kreis. +Da die geraden Stücke zweimal in entgegegengesetzer Richtung durchlaufen +werden, heben sie sich weg. +Ein Wegintegral entlang $\gamma$ zerfällt daher in eine Differenz +\[ +\oint_\gamma\dots\,dz += +\oint_{\gamma_1}\dots\,dz +- +\oint_{\gamma_2}\dots\,dz +\] +von Wegintegralen entlang $\gamma_1$ und $\gamma_2$. + +Der äussere Pfad $\gamma_1$ gibt wie in Satz~\ref{komplex:integralanalytisch} +Anlass zu einer Potenzreihe in $(z-z_0)$. +Der innere Pfad $\gamma_2$ kann aber nicht so behandelt werden, da $z$ immer +weiter von $z_0$ entfernt als die Punkte auf $\gamma_2$. +Allerdings ist $|x/z| < 1$ für Punkte auf $\gamma_2$, wir müssen daher +die geometrische Reihe auf $x/z$ anwenden: +\begin{align*} +\frac{1}{x-z} +&= +\frac{1}{x-z_0-(z-z_0)} += +\frac{1}{z-z_0} +\cdot +\frac{1}{\displaystyle\frac{x-z_0}{z-z_0}-1} += +-\sum_{k=0}^\infty \frac{(x-z_0)^k}{(z-z_0)^{k+1}}. +\end{align*} +Das Integral entlang der Kurve $\gamma_2$ kann also als Reihe in $1/(z-z_0)$ +entwickelt werden: +\begin{align*} +f_2(z) +&= +\frac{1}{2\pi i}\int_{\gamma_2} \frac{g(x)}{x-z}\,dx += +\frac{1}{2\pi i}\int_{\gamma_2}\sum_{k=0}^\infty +\frac{(x-z_0)^k}{(z-z_0)^{k+1}}\,dx +\\ +&= +\sum_{k=0}^\infty +\biggl( +\underbrace{\frac1{2\pi i}\int_{\gamma_2} (x-z_0)^kg(x)\,dx +}_{\displaystyle =d_{k+1}} +\biggr) +\frac1{(z-z_0)^{k+1}} +=\sum_{k=1}^\infty \frac{d_k}{(z-z_0)^k}. +\end{align*} +Zusammen mit der vom Integral entlang $\gamma_1$ herrührenden Reihe finden +wir den Satz +\begin{satz} +\label{komplex:laurentreihe} +Ist $g(z)$ eine entlang der Kurve $\gamma$ wie in +Abbildung~\ref{komplex:laurentpfad} definierte stetige Funktion, dann gilt +\[ +f(z)=\frac1{2\pi i}\oint_{\gamma} \frac{f(x)}{x-z}\,dx += +\sum_{k=0}^{\infty} c_k(z-z_0)^k-\sum_{k=1}^\infty \frac{d_k}{(z-z_0)^k}, +\] +wobei die Koeffizienten $c_k$ und $d_k$ gegeben sind durch +\[ +\begin{aligned} +c_k&=\frac1{2\pi i}\oint_{\gamma_1} \frac{g(x)}{x-z_0}\,dx +&& +\text{und} +& +d_k&=\frac1{2\pi i}\oint_{\gamma_2} g(x)x^{k-1}\,dx. +\end{aligned} +\] +\end{satz} + +\begin{definition} +Eine Reihe der Form +\[ +\sum_{k=-\infty}^\infty a_k(z-z_0)^k +\] +heisst {\em Laurent-Reihe } +im Punkt $z_0$. +\end{definition} + + +% +% Geschlossene Wege +% +\subsubsection{Geschlossene Wege} +\begin{definition} +Ein Weg $\gamma\colon[a,b]\to\mathbb C$ heisst {\em geschlossen}, wenn +$\gamma(a)=\gamma(b)$. +\index{geschlossener Weg} +Das Integral entlang eines geschlossenen Weges hängt nicht von der +Parametrisierung ab und wird zur Verdeutlichung mit +\[ +\int_{\gamma}f(z)\,dz += +\oint_{\gamma}f(z)\,dz +\] +bezeichnet. +\end{definition} + +\begin{beispiel} +Wir berechnen das Integral von $f(z)=z^n$ entlang des Einheitskreises, +den wir mit $\gamma(t)=e^{it},t\in[0,2\pi]$ parametrisieren. +Die Definition liefert: +\begin{align*} +\oint_{\gamma}f(z)\,dz +&= +\int_0^{2\pi}e^{int}ie^{it}\,dt += +i\int_0^{2\pi}e^{i(n+1)t}\,dt +\end{align*} +Für $n=-1$ ist dies das Integral einer konstanten Funktion, also +\[ +\oint_{\gamma}\frac1z\,dz=2\pi i. +\] +Für $n\ne -1$ kann man eine Stammfunktion von $e^{i(n+1)t}$ +verwenden: +\[ +\oint_{\gamma}f(z)\,dz += +i\left[\frac1{i(n+1)}e^{i(n+1)t}\right]_0^{2\pi} +=0, +\] +weil $e^{i(n+1)t}$ periodisch ist mit Periode $2\pi$. +\end{beispiel} +Das Beispiel zeigt, dass ein Wegintegral der Potenzfunktionen, +aller Polynome und schliesslich aller konvergenten Potenzreihen +über einen geschlossenen Weg verschwinden. +Es zeigt aber auch, dass das Wegintegral über einen geschlossenen +Weg nicht zu verschwinden braucht, wie das Beispiel $f(z)=1/z$ +zeigt. +Letztere Funktion unterscheidet sich von den Potenzfunktionen allerdings +dadurch, dass sie im Nullpunkt nicht definiert ist. + +\begin{satz} +Sei $f(z)$ eine in einem zusammenhängenden Gebiet $\Omega\subset\mathbb C$ +definierte komplexe Funktion, für die das Wegintegral über jeden +geschlossenen Weg verschwindet. +Dann hat $f(z)$ eine komplexe Stammfunktion $F(z)$. +\end{satz} + +\begin{proof}[Beweis] +Wir wählen einen beliebigen Punkt $z_0\in\Omega$ definieren die +komplexe Stammfunktion mit Hilfe des Wegintegrals +\[ +F(z)=\int_{\gamma_z} f(\zeta)\,d\zeta, +\] +wobei $\gamma_z$ ein beliebiger Weg ist, der $z_0$ mit $z$ verbindet. + +Wir müssen uns davon überzeugen, dass die Wahl des Weges keinen Einfluss +auf $F(z)$ hat. +Dazu seien $\gamma_1$ und $\gamma_2$ zwei verschiedene Wege, die +$z_0$ mit $z$ verbinden. +Da die Parametrisierung der Wege keinen Einfluss auf das Wegintegral haben, +nehmen wir an, dass beide Wege auf dem Intervall $[0,1]$ definiert sind. + +Jetzt konstruieren wir einen geschlossene Weg $\gamma$ durch die +Definition: +\[ +\gamma\colon[0,2]\to\mathbb C:t\mapsto +\begin{cases} +\gamma_1(t)&\qquad 0\le t\le 1\\ +\gamma_2(2-t)&\qquad 1\le t\le 2 +\end{cases} +\] +Der Weg $\gamma$ besteht aus $\gamma_1$ und dem in umgekehrter Richtung +durchlaufenen Weg $\gamma_2$, denn an der Stelle $t=1$ passen die +beiden Teilwege nahtlos zusammen: $\gamma_1(1)=\gamma_2(1)=\gamma_2(2-1)$. +Wegen $\gamma(2)=\gamma_2(2-2)=\gamma_2(0)=\gamma_1(0)$ ist der +Weg geschlossen. +Nach Voraussetzung ist verschwindet das Wegintegral über $\gamma$. +Es folgt +\begin{align*} +0 +&= +\int_{\gamma}f(z)\,dz +\\ +&= +\int_0^1 f(\gamma_1(t))\gamma_1'(t)\,dt ++ \int_1^2f(\gamma_2(2-t))\frac{d}{dt}\gamma_2(2-t)\,dt +\\ +&= +\int_0^1 f(\gamma_1(t))\gamma_1'(t)\,dt +- \int_1^2f(\gamma_2(2-t))\gamma_2'(2-t)\,dt +\\ +&= +\int_0^1 f(\gamma_1(t))\gamma_1'(t)\,dt +- \int_0^1f(\gamma_2(s))\gamma_2'(s)\,ds +\\ +&= +\int_{\gamma_1}f(z)\,dz - \int_{\gamma_2}f(z)\,dz +\\ +\Rightarrow\qquad +\int_{\gamma_2}f(z)\,dz&=\int_{\gamma_1}f(z)\,dz. +\end{align*} +Da die Wahl des Weges keine Rolle spielt, ist $F(z)$ wohldefiniert. +\end{proof} + +Die Bedingung des eben bewiesenen Satzes ist nicht wirklich nützlich, +sie ist kaum nachprüfbar. +Es braucht also zusätzliche Anstrengungen um genügend viele +Funktionen zu finden, welche die Eigenschaft haben, dass Wegintegrale +über geschlossene Wege verschwinden. +Wir zielen dabei auf den folgenden Satz hin: +\begin{satz}[Cauchy] +Ist $f(z)$ eine in einem Gebiet $\Omega\subset\mathbb C$ definierte +komplex differenzierbare Funktion, und ist $\gamma$ ein im Gebiet +$\Omega$ auf einen Punkt zusammenziehbarer geschlossener Weg, dann gilt +\[ +\oint_{\gamma}f(z)\,dz=0. +\] +Ist insbesondere $\Omega$ {\em einfach zusammenhängend} +\index{einfach zusammenhangend@einfach zusammenhängend}% +\index{zusammenziehbar}% +(d.~h.~jeder geschlossene Weg lässt sich in einen Punkt zusammenziehen), +dann verschwindet das Wegintegral von $f(z)$ über jeden geschlossenen +Weg in $\Omega$. +\index{einfach zusammenhangend@einfach zusammenhängend} +\end{satz} + + +\begin{proof}[Beweis] +Wir verwenden für den folgenden Beweis den Satz von Green über +\index{Green, Satz von}% +Wegintegrale in der Ebene. +Er besagt, dass für einen geschlossenen Weg $\gamma$ der in der Ebene +das Gebiet $D$ berandet, und zwei Funktionen $L(x,y)$ und $M(x,y)$, gilt +\[ +\oint_\gamma(L\,dx + M\,dy) += +\int_D \biggl(\frac{\partial M}{\partial x} +-\frac{\partial L}{\partial y}\biggr)\,dx\,dy. +\] +Wir berechnen jetzt das Integral einer komplex differenzierbaren Funktion +$f(z)$ +\begin{align*} +\oint_\gamma f(z)\,dz +&= +\int (u(x,y)+iv(x,y))(\dot x(t)+i\dot y(t))\,dt +\\ +&= +\int u(x,y)\dot x(t) -v(x,y)\dot y(t)\,dt ++ +i \int u(x,y)\dot y(t)+v(x,y)\dot x(t)\,dt +\\ +&=\oint_\gamma(u\,dx - v\,dy) + i\oint_\gamma(v\,dx + u\,dy) +\\ +&= +\int_D +\underbrace{-\frac{\partial v}{\partial x}}_{\displaystyle=\frac{\partial u}{\partial y}} +-\frac{\partial u}{\partial y} +\,dx\,dy ++i +\int_D +\underbrace{\frac{\partial u}{\partial x}}_{\displaystyle=\frac{\partial v}{\partial y}} +-\frac{\partial v}{\partial y}\,dx\,dy +=0. +\end{align*} +Dabei haben wir auf der dritten Zeile den Satz von Green angewendet, +und auf der letzten Zeile die Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen. +\end{proof} + +\subsection{Die Cauchy-Integralformel} +\index{Cauchy-Integralformel}% +Sei jetzt $f(z)$ eine komplex differenzierbare Funktion. +Dann ist auch die Funktion +\[ +g(z)=\frac{f(z)}{z-a} +\] +komplex differenzierbar für $z\ne a$. +Insbesondere ist der Wert des Wegintegrals von $g(z)$ entlang +eines geschlossenen Pfades um den Punkt $a$ unabhängig von der Wahl +des Weges. +Zum Beispiel könnten wir das Wegintegral mit Hilfe eines kleinen Kreises +um $a$ mit Radius $r$ mit der Parametrisierung +\[ +t\mapsto \gamma(t)=a+re^{it},\quad t\in[0,2\pi] +\] +berechnen. +Die Rechnung ergibt +\begin{align*} +\oint_\gamma \frac{f(z)}{z-a}\,dz +&= +\int_0^{2\pi} \frac{f(a+re^{it})}{re^{it}}ire^{it}\,dt += +i\int_0^{2\pi} f(a+re^{it})\,dt +\end{align*} +Da $f(z)$ komplex differenzierbar ist, können wir $f(z)$ approximieren +durch $f(z)=f(a)+f'(a)(z-a)+o(z-a)$, also +\begin{align*} +\oint_{\gamma} \frac{f(z)}{z-a}\,dz +&= +i\int_0^{2\pi}f(a) + f'(a)re^{it}+o(r)\,dt +\\ +&= +f(a)i\int_0^{2\pi}\,dt ++ irf'(a)\int_0^{2\pi} e^{it}\,dt + i\int_0^{2\pi}o(r)\,dt +\\ +&= +2\pi i f(a) + irf'(a)\underbrace{\left[\frac1{i}e^{it}\right]_0^{2\pi}}_{\displaystyle=0}+o(r) +\\ +&=2\pi i f(a)+o(r). +\end{align*} +Da das Wegintegral einer komplex differenzierbaren Funktion aber unabhängig +vom Weg und damit vom Radius $r$ sein muss, folgt +\[ +\oint_\gamma \frac{f(z)}{z-a}\,dz=2\pi i f(a). +\] +Wir haben damit den folgenden Satz bewiesen: + +\begin{satz}[Cauchy] +Ist $\gamma$ ein geschlossener Weg in der komplexen Ebene, die ein +Gebiet umrandet, in dem die komplexe Funktion $f(z)$ komplex +differenzierbar ist, dann gilt +\[ +f(a)=\frac{1}{2\pi i}\oint_{\gamma}\frac{f(z)}{z-a}\,dz. +\] +Insbesondere sind die Werte einer komplex differenzierbaren Funktion +im Inneren eines Gebietes durch die Werte auf dem Rand bereits vollständig +bestimmt. +\end{satz} + +\subsubsection{Ableitungen und Cauchy-Formel} +Sei $f(z)$ eine komplex differenzierbare Funktion, als Definitionsgebiet +nehmen wir der Einfachheit halber einen Kreis vom Radius $r$ um den Nullpunkt, +sein Rand ist die Kurve $\gamma$. +Durch Ableiten der Cachyschen Integralformel finden wir +\begin{align*} +f(z) +&= +\frac1{2\pi i}\oint_{\gamma}\frac{f(\zeta)}{\zeta-z}\,d\zeta +\\ +f'(z) +&= +\frac1{2\pi i}\oint_{\gamma}\frac{f(\zeta)}{(\zeta-z)^2}\,d\zeta +\\ +f'' (z) +&= +\frac1{2\pi i}\oint_{\gamma}2\frac{f(\zeta)}{(\zeta-z)^3}\,d\zeta +\\ +f'''(z) +&= +\frac1{2\pi i}\oint_{\gamma}2\cdot 3\frac{f(\zeta)}{(\zeta-z)^4}\,d\zeta +\\ +&\vdots +\\ +f^{(k)}(z) +&= +\frac{k!}{2\pi i}\oint_{\gamma}\frac{f(\zeta)}{(\zeta-z)^{k+1}}\,d\zeta. +\end{align*} +Es folgt + +\begin{satz} +Eine komplex differenzierbare Funktion ist beliebig oft differenzierbar. +\end{satz} + +\subsubsection{Komplex differenzierbare Funktionen sind analytisch} +Wir haben früher gesehen, dass Wegintegrale auf analytische Funktionen +führen. +Andererseits zeigt das Cauchy-Integral, dass komplex differenzierbare +Funktionen durch genau die Integrale bestimmt sind, die in den +Reihenentwicklungen in Satz~\ref{komplex:integralanalytisch} auftraten. +Diese Resultate können wir im folgenden Satz zusammenfassen. + +\begin{satz} +Eine komplex differenzierbare Funktion $f(z)$, die in einer Kreisscheibe +vom Radius $r$ um den Punkt $z_0$ definiert ist, ist analytisch. +Ihre Potenzreihenentwicklung +\[ +f(z)=\sum_{k=0}^na_k(z-z_0)^k +\] +hat die Koeffizienten +\[ +a_k=\frac1{2\pi i}\int_{\gamma}\frac{f(z)}{(z-z_0)^{k+1}}\,dz,\quad +k\ge 0. +\] +\end{satz} + +\begin{proof}[Beweis] +Da $f$ komplex differenzierbar ist, gilt +\[ +f(z)=\frac1{2\pi i}\oint_\gamma \frac{f(\zeta)}{\zeta-z}\,d\zeta. +\] +In Satz~\ref{komplex:integralanalytisch} wurde gezeigt, dass $f(z)$ +analytisch ist, und dass die Koeffizienten der Potenzreihe von +der verlangten Form sind. +\end{proof} + +Für eine komplexe Funktion, die im Punkt $z_0$ eine Singularität hat, +also in einer Umgebung von $z_0$ ohne den Punkt $z_0$ definiert ist, +können wir das Resultat aus Satz~\ref{komplex:laurentreihe} verwenden, +und zum folgenden analogen Resultat gelangen: + +\begin{satz} +Eine komplex differenzierbare Funktion $f(z)$, die in einer Kreisscheibe +vom Radius $r$ um den Punkt $z_0$ mit Ausnahme des Punktes $z_0$ +definiert ist, kann in eine konvergente Laurent-Reihe +\[ +f(z)=\sum_{k=-\infty}^{\infty} c_k(z-z_0)^k +\] +entwickelt werden, deren Koeffizienten durch +\[ +c_k = \frac1{2\pi i}\oint_\gamma \frac{f(\zeta)}{(z-z_0)^{k+1}}\,d\zeta,\qquad k\in\mathbb Z +\] +gegeben sind. +\end{satz} + diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/chapter.tex b/buch/chapters/080-funktionentheorie/chapter.tex new file mode 100644 index 0000000..2d0de8d --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/chapter.tex @@ -0,0 +1,46 @@ +% +% chapter.tex -- Kapitel zur Funktionentheorie +% +% (c) 2021 Prof Dr Andreas Müller, Hochschule Rapperswil +% +% !TeX spellcheck = de_CH +\chapter{Funktionentheorie +\label{buch:chapter:funktionentheorie}} +\lhead{Funktionentheorie} +\rhead{} +Jede stetige reelle Funktion $f\colon I\to\mathbb{R}$ auf einem +Intervall kann beliebig genau durch Polynome, also durch +differenzierbare approximiert werden. +Für komplex differenzierbare Funktionen sieht die Situation +völlig anders aus. +Bereits die Funktion $z\mapsto \overline{z}$ kann in einer offenen +Teilmenge von $\mathbb{C}$ nicht durch Polynome in der Variablen $z$ +approximiert werden. +Es stellt sich heraus, dass komplex differenzierbare Funktionen +immer eine konvergente Taylor-Reihe besitzen. +In Abschnitt~\ref{buch:funktionentheorie:section:analytisch} wird +ein Beispiel einer beliebig oft stetig differenzierbaren rellen +Funktion angegeben, die nur in $0$ verschwindet, deren Taylor-Reihe +in $0$ die Nullfunktion ist. + +Wenn man also weiss, dass die Lösung eines Problems nicht nur eine +relle Funktion ist, sondern eine komplex differenzierbare Funktion, +dann unterliegt diese sehr viel strengeren Einschränkungen. +Mit der zugehörigen Potenzreihe können Funktionswerte leicht berechnet +werden, mit dem Cauchy-Integral können Singularitäten studiert werden +und mit der analytischen Fortsetzung kann man Lösungen über Singularitäten +auf der rellen Achse hinaus fortsetzen. + +\input{chapters/080-funktionentheorie/holomorph.tex} +\input{chapters/080-funktionentheorie/analytisch.tex} +\input{chapters/080-funktionentheorie/cauchy.tex} +\input{chapters/080-funktionentheorie/fortsetzung.tex} + +%\section*{Übungsaufgaben} +%\rhead{Übungsaufgaben} +%\aufgabetoplevel{chapters/020-exponential/uebungsaufgaben} +%\begin{uebungsaufgaben} +%\uebungsaufgabe{0} +%\uebungsaufgabe{1} +%\end{uebungsaufgaben} + diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/fortsetzung.tex b/buch/chapters/080-funktionentheorie/fortsetzung.tex new file mode 100644 index 0000000..d4d0795 --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/fortsetzung.tex @@ -0,0 +1,247 @@ +% +% fortsetzung.tex +% +% (c) 2021 Prof Dr Andreas Müller, OST Ostschweizer Fachhochschule +% +\section{Analytische Fortsetzung +\label{buch:funktionentheorie:section:fortsetzung}} +\rhead{Analytische Fortsetzung} + +Wir haben schon gesehen, dass eine reelle Funktion, die in einem +Punkte eine konvergente +Potenzreihe besitzt, auf natürliche Weise auch als komplexe Funktion +betrachtet werden kann, indem man komplexe Argumente in der Potenzreihe +zulässt. +Die neue komplexe Funktion ist ein einem Kreis um den Punkt +konvergent. +Mit Hilfe der Potenzreihe kann man also immer eine Funktion auf ein +Kreisgebiet ausdehen. +Dieser Abschnitt untersucht die Frage, ob man diese Idee auch auf +noch grössere Gebiete ausdehnen kann. +\subsection{Analytische Fortsetzung mit Potenzreihen} +\begin{figure} +\centering +\includegraphics{chapters/080-funktionentheorie/images/forts.pdf} +\caption{Analytische Fortsetzung einer komplexen Funktion entlang einer +Kurve $\gamma$. +\label{komplex:fortsetzung}} +\end{figure} +Eine komplex differenzierbare Funktion $f(z)$ ist immer darstellbar als +Potenzreihe, und ist daher analytisch. +So kann zum Beispiel die Funktion $1/z$ als Potenzreihe um jeden +beliebigen Punkt $z_0$ entwickelt werden: +\begin{align} +f(z) +&= +\frac1z += +\frac1{z_0-(z_0-z)} += +\frac1{z_0}\cdot +\frac1{1-\displaystyle\frac{z_0-z\mathstrut}{z_0\mathstrut}} += +\frac1{z_0}\sum_{k=0}^{\infty} \biggl(\frac{z_0-z\mathstrut}{z_0\mathstrut}\biggr)^k += +\sum_{k=0}^{\infty} \frac{(-1)^k}{z_0^{k+1}} (z-z_0)^k, +\label{komplex:1durchreihe} +\end{align} +Die Koeffizienten dieser Potenzreihe sind +\[ +a_k=\frac{(-1)^k}{z_0^{k+1}}, +\] +und man kann den Konvergenzradius ausrechnen: +\[ +\frac1{\varrho} += +\limsup_{k\to\infty} \root{k}\of{|a_k|} = \lim_{k\to\infty}\frac1{|z_0|^{\frac{k+1}{k}}} += +\frac1{|z_0|}. +\] +Der Konvergenzradius ist limitiert durch die Singularität bei an der Stelle +$z=0$. + +Es gibt also keine einzelne Potenzreihe, die die Funktion $f(z)=\frac1z$ in der +ganzen komplexen Ebene darstellen kann. +Wählt man aber einzelne Punkte $z_0$ und $z_1$ derart, dass der Kreis +um $z_0$ mit Radius $|z_0|$ und der Kreis um $z_1$ mit Radius $|z_1|$ +überlappen, dann werden die beiden Potenzreihen im Überlappungsgebiet +die gleichen Werte annehmen. + +Man könnte allso eine Kurve $\gamma$ in der komplexen Ebene wählen, +entlang der man in jedem Punkt die Funktion $f(z)$ in eine Potenzreihe +entwickelt. +Liegen zwei Punkte nahe genug auf der Kurve $\gamma$, werden die +Konvergenzkreise der Potenzreihen überlappen, und die Potenzreihen +werden im Überlappungsgebiet die gleichen Werte liefern. + +Selbst wenn man eine Funktion $f(z)$ nur in einem Kreis um den Punkt $z_0$ +kennt, zum Beispiel durch eine Potenzreihe im Punkt $z_0$, kann man entlang +einer Kurve, die $z_0$ mit $z_1$ verbindet, in jedem Punkt eine Potenzreihe +finden, die mit der Potenzreihe in den Nachbarpunkten übereinstimmt, und +so die Definition der Funktion entlang dieser Kurve auf ein grösseres +Gebiet ausweiten, wie in Abbildung~\ref{komplex:fortsetzung} dargestellt. +Man nennt dies die {\em analytische Fortsetzung} der Funktion $f(z)$ +entlange der Kurve $\gamma$. +\index{analytische Fortsetzung} +\index{Fortsetzung, analytische} + +\begin{beispiel} +Wir haben bereits gesehen, dass sich die Funktion $f(z)=1/z$ in jedem +Punkt $z_0$ der komplexen Ebene in die Potenzreihe~\eqref{komplex:1durchreihe} +entwickeln lässt. +Diese Reihe lässt sich integrieren +\[ +F(z,z_0) += +\sum_{k=0}^\infty\frac{(-1)^k}{(k+1)z_0^{k+1}}z^{k+1}, +\] +diese Reihe ist ebenfalls auf einem Kreis vom Radius $|z_0|$ um den +Punkt $z_0$ konvergent. +Wir vermuten natürlich, dass dies eine Darstellung des natürlichen +Logarithmus einer komplexen Zahl ist. +Natürlich ist das immer nur auf einem Kreisgebiet möglich, die Reihe +für $z=1$ ist zum Beispiel im Punkt $z=-1$ nicht konvergent. + +Um eine in der ganzen komplexen Ebene definierte Funktion $\log(z)$ zu +konstruieren, müssen wir also eine analytische Fortsetzung aufbauen. +Bei der Integration haben wir eine frei wählbare Integrationskonstante +$C(z_0)$, die wir so wählen müssen, dass die Reihen im Überlappungsgebiet +übereinstimmen: +\[ +F(z,z_0) + C(z_0) = F(z,z_1) + C(z_1) +\] +für jedes $z$ im Überlappungsgebiet. +Dadurch wird aber nur die Differenz $C(z_1)-C(z_0)$ der Werte festgelegt. +Da wir Übereinstimmung mit der üblichen Definition des Logarithmus +erreichen möchten, können wir $C(1)=0$ festlegen. + +\begin{figure} +\centering +\includegraphics{chapters/080-funktionentheorie/images/fortsetzreziprok.pdf} +\caption{Analytische Fortsetzung für die Funktion $\frac1z$ +entlang der Pfade $\gamma_+$ und $\gamma_-$. +\label{komplex:logfortsetzung}} +\end{figure} +Wir konstruieren jetzt die analytische Forstsetzung entlang der Kurven +$\gamma_+$ und $\gamma_-$ wie in Abbildung~\ref{komplex:logfortsetzung} +dargestellt. +Um die Differenz $C(z_1)-C(z_0)$ zu bestimmen, Werten wir die Funktionen +$F(z,z_0)$ und $F(z,z_1)$ jeweils im rot eingezeichneten Punkt aus. +Die exakte Berechnung ist etwas mühsam, da es sich ja nur um ein Beispiel +handelt, können wir die Reihen auch numerisch ausrechnen, und so die +Differenzen bestimmen: +\begin{align*} +&\text{Startpunkt $z_0=1$:}& C(1)&=0 & & \\ +&\text{entlang $\gamma_+$:}& C(i)&= i\frac{\pi}2 & C(-1) &= i\pi\\ +&\text{entlang $\gamma_-$:}&C(-i)&=-i\frac{\pi}2 & C(-1) &= -i\pi +\end{align*} +Wir stellen fest, dass die analytische Fortsetzung der Logarthmusfunktion +entlang der Kurve $\gamma_+$ die Potenzreihe +\[ +\log_+(z) += +i\pi +\sum_{k=1}^\infty \frac{(-1)^{k+1}}{k(-1)^k}(z+1)^k += +i\pi +- +\sum_{k=1}^\infty \frac{(z+1)^k}{k} +\] +ergibt, während man entlang der Kurve $\gamma_-$ +\[ +\log_-(z) += +-i\pi +\sum_{k=1}^\infty \frac{(-1)^{k+1}}{k(-1)^k}(z+1)^k += +-i\pi +- +\sum_{k=1}^\infty \frac{(z+1)^k}{k} +\] +findet. +Die beiden analytischen Fortsetzungen entlang der Kurven $\gamma_+$ und +$\gamma_-$ stimmen auf der negativen reellen Achse nicht überein, +sie unterscheiden sich um $2\pi i$: +\[ +\log_+(z)-\log_-(z)=2\pi i. +\qedhere +\] +\end{beispiel} + +Das Beispiel zeigt, dass es im Allgmeinen eine auf der ganzen komplexen +Ebene definierte komplexe Entsprechung einer reellen Funktion nicht +zu geben braucht. +Dieses Phänomen tritt zum Beispiel auch bei der Wurzelfunktion $f(z)=\sqrt{z}$ +auf. +Diese Funktion ist im Punkt $z=0$ nicht differenzierbar, man muss diesen +Punkt also aus dem Definitionsbereich ausschliessen. +Führt man man analog zum Beispiel eine analytische Fortsetzung durch, +findet man, dass sich die Werte von $f(z)$ für die beiden Wege $\gamma_+$ +und $\gamma_-$ durch das Vorzeichen unterscheiden. +\subsection{Analytische Fortsetzung mit Differentialgleichungen +\label{komplex:analytische-fortsetzung-dgl}} +In Abschnitt~\ref{subsection:wegintegrale} wurde gezeigt, wie Wegintegrale +Stammfunktionen komplexer Funktionen liefern können. +Im vorangegangenen Abschnitt wurde untersucht, wie eine komplex differenzierbare +Funktion mit Hilfe von analytischer Fortsetzung entlang einer Kurve +ausgedehnt werden kann. + +Sei $f(z)$ eine komplex differenzierbare Funktion. +In jedem beliebigen Punkt des Definitionsbereichs können wir $f(z)$ +in eine Potenzreihe entwickeln, und natürlich auch termweise integrieren. +Es gibt also in jedem Punkt $z_0$ des Definitionsbereichs eine +Funktion $F_{z_0}(z)$, die $F'_{z_0}(z)=f(z)$ erfüllt. +Durch analytische Fortsetzung entlang einer Kurve $\gamma$ können +wir eine komplex differenzierbare Funktion $f(z)$ finden, die in einer +Umgebung der Kurve $F'(z)=f(z)$ erfüllt. + +Sei andererseits $\gamma\colon[a,b]\to\mathbb C$ eine Kurve in $\mathbb C$. +Dann können wir die Werte der Stammfunktion im Punkt $\gamma(b)$ durch +\[ +F(\gamma(b)) = F(\gamma(a))+\int_\gamma f(z)\,dz +\] +berechnen. + +\begin{beispiel} +\begin{figure} +\centering +\includegraphics{chapters/080-funktionentheorie/images/logforts.pdf} +\caption{Analytische Fortsetzung des Logarithmus als Lösung der +Differentialgleichung $y'=\frac1z$. +Bei einem Umlauf um den Nullpunkt nimmt der Wert von $y(z)$ um +$2\pi i$ zu. +\label{komplex:analytische-fortsetzung-log} +} +\end{figure} +Wir bestimmen die Stammfunktion von $f(z)=1/z$. +Entlang der reellen Achse weiss man bereits, dass die Stammfunktion +der natürliche Logarithmus ist, also $F(x)=\log x$. +Um diese Stammfunktion auf $\mathbb C$ auszudehnen, verwenden wir einen +kreisförmigen Pfad von der reellen Achse bis zum Punkt $z$. +Liegt $z$ in der oberen Halbebene, wählen wir einen Pfad in der +oberen Halbebene, und umgekehrt. +Wir können die Zahl $z$ in Polarkoordinaten darstellen als $z=re^{i\varphi}$. +Ein Pfad von der reellen Achse kann mit +\[ +\gamma\colon [0,1]\to\mathbb C: t\mapsto re^{it\varphi} +\] +parametrisiert werden. +Der Zuwachs der Stammfunktion entlang dieses Pfades ist +\[ +F(z)-F(r) += +\int_\gamma\frac1z\,dz += +\int_0^1 \frac1{e^{it\varphi}}i\varphi e^{it\varphi}\,dt += +i\varphi \int_0^1\,dt += +i\varphi. +\] +Der Wert der Stammfunktion am Anfang der Kurve ist $\log r$, somit +folgt, dass +\[ +\log z = \log r + i\varphi +\] +(Abbildung~\ref{komplex:analytische-fortsetzung-log}). +\end{beispiel} + + diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/holomorph.tex b/buch/chapters/080-funktionentheorie/holomorph.tex new file mode 100644 index 0000000..c87b083 --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/holomorph.tex @@ -0,0 +1,384 @@ +% +% holomorph.tex +% +% (c) 2021 Prof Dr Andreas Müller, OST Ostschweizer Fachhochschule +% +\section{Holomorphe Funktionen +\label{buch:funktionentheorie:section:holomorph}} +\rhead{Holomorphe Funktionen} + +Wir betrachten in diesem Kapitel komplexwertige Funktionen, +\index{komplexwertige Funktion}% +die ein einem Teilgebiet der komplexen Ebene definiert sind. +Ein {\em Gebiet} ist eine offene Teilmenge $\Omega\subset \mathbb C$. +\index{Gebiet}% +{\em Offen} heisst, dass mit jedem Punkt $z_0\in\Omega$ eine Umgebung +\index{offen}% +\index{Umgebung}% +\[ +U=\{z\in\mathbb Z\,|\,|z-z_0|<\varepsilon\} +\] +ebenfalls in $\Omega$ enthalten ist, also $U\subset \Omega$ für genügen +kleines $\varepsilon$. +Sei also $f(z)$ eine in $\Omega\subset\mathbb C$ definierte +Funktion $f\colon\Omega\to\mathbb C$. + +Eine komplexwertige Funktion $f(z)$ kann betrachtet werden als zwei +reellwertige Funktionen von zwei Variablen $x$ und $y$: +\[ +f(z)=\operatorname{Re}f(x+iy) + i \operatorname{Im}f(x+iy). +\] +Schreibt man +$\operatorname{Re}f(x+iy)=u(x,y)$ +und +$\operatorname{In}f(x+iy)=v(x,y)$, +dann ist die komplexe Funktion vollständig durch reelle Funktionen +beschrieben. +Und natürlich wissen wir auch, was unter den Ableitungen der Funktionen +$u(x,y)$ und $v(x,y)$ zu verstehen ist. +Der Funktion $f(z)$ entspricht eine Abbildung $\mathbb R^2\to\mathbb R^2$ +\index{Abbildung}% +\[ +(x,y)\mapsto\begin{pmatrix}u(x,y)\\v(x,y)\end{pmatrix}. +\] +Die Ableitung einer solchen Funktion im Punkt $(x_0,y_0)$ +ist eine lineare Abbildung von Vektoren, die in linearer Näherung +\index{lineare Naherung@lineare Näherung} +\index{Naherung@Näherung, lineare} +den Funktionswert bei $f(z_0 + \Delta z)$ +\[ +\begin{pmatrix} +u(x+\Delta x, y +\Delta y)\\ +v(x+\Delta x, y +\Delta y) +\end{pmatrix} += +\begin{pmatrix} +\frac{\partial u}{\partial x}&\frac{\partial u}{\partial y}\\ +\frac{\partial v}{\partial x}&\frac{\partial v}{\partial y} +\end{pmatrix} +\begin{pmatrix} \Delta x\\\Delta y \end{pmatrix} ++o(\Delta x, \Delta y). +\] +In dieser Sicht einer komplexen Funktion gibt es keine einzelne Zahl, die +die Funktion einer Ableitung übernehmen könnte, die Ableitung +ist eine $2\times 2$-Matrix. + +% +% Definition der komplexen Ableitungen +% +\subsection{Komplexe Ableitung} +Die Ableitung einer Funktion einer reellen Variablen wird mit Hilfe des +Grenzwertes +\[ +f'(x_0)=\lim_{x\to x_0}\frac{f(x)-f(x_0)}{x-x_0} +\] +definiert, oder als diejenige Zahl $f'(x_0)\in\mathbb R$ mit der Eigenschaft, +dass +\begin{equation} +f(x)=f(x_0)+f'(x_0)(x-x_0) + o(x-x_0) +\label{komplex:abldef} +\end{equation} +gilt. +Der Term $x-x_0$ und die Gleichung \eqref{komplex:abldef} sind aber auch +für komplexe Argument sinnvoll, wir definieren daher + +\begin{definition} +Die komplexe Funktion $f(z)$ heisst im Punkt $z_0$ komplex differenzierbar +und hat die komplexe Ableitung $f'(z_0)\in\mathbb C$, wenn +\index{komplex differenzierbar}% +\index{komplexe Ableitung}% +\index{Ableitung!komplexe}% +\begin{equation} +f(z)=f(z_0) + f'(z_0)(z-z_0) +o(z-z_0) +\label{komplex:defkomplabl} +\end{equation} +gilt. +\end{definition} + +\begin{beispiel} +Die Funktion $z\mapsto f(z)=z^n$ ist überall komplex differenzierbar +und hat die Ableitung $nz^{n-1}$. +Um dies nachzuprüfen, müssen wir die Bedingung~\eqref{komplex:defkomplabl} +verifizieren. +Aus einer wohlbekannten Faktorisierung von $z^n - z_0^n$ können wir den +Differenzenquotienten finden: +\begin{align*} +\frac{f(z)-f(z_0)}{z-z_0} +&= +\frac{z^n-z_0^n}{z-z_0} += +\frac{(z-z_0)(z^{n-1}+z^{n-2}z_0+z^{n-3}z_0^2+\dots+z^{n-1})}{z-z_0} +\\ +&= +\underbrace{z^{n-1}+z^{n-2}z_0+z^{n-3}z_0^2+\dots+z^{n-1} +}_{\displaystyle \text{$n$ Summanden}}. +\end{align*} +Lassen wir jetzt $z$ gegen $z_0$ gehen, wird die rechte Seite +zu $nz_0^{n-1}$. +\end{beispiel} + +\begin{beispiel} +Die Funktion $z\mapsto f(z)=\bar z=x-iy$ ist nicht differenzierbar. +Wenn $f(z)=\bar z$ differenzierbar wäre, dann müsste es eine Zahl +$a\in\mathbb C$ geben, so dass +\[ +\bar z-\bar z_0=a(z-z_0)+o(z-z_0) +\] +gilt. +wählen wir $z=z_0+x$ bzw.~$z=z_0+iy$, dann erhalten wir +\[ +\begin{aligned} +z-z_0&=x:& +\bar z-\bar z_0&=x +&&\Rightarrow& +\bar z-\bar z_0&=1\cdot x +&&\Rightarrow& +a&=1 +\\ +z-z_0&=iy:& +\bar z-\bar z_0&=-iy +&&\Rightarrow& +\bar z-\bar z_0&=-1\cdot iy +&&\Rightarrow& +a&=-1 +\end{aligned} +\] +Es ist also nicht möglich, eine einzige Zahl $a$ zu finden, die als +die Ableitung der Funktion $z\mapsto \bar z$ betrachtet werden könnte. +\end{beispiel} + +Das letzte Beispiel zeigt, dass +selbst Funktionen, deren Real- und Imaginärteil beliebig oft stetig +differenzierbare Funktionen sind, nicht komplex differenzierbar +sein müssen. +Komplexe Differenzierbarkeit ist eine wesentlich stärkere Bedingung +an eine Funktion, komplex differenzierbare Funktionen bilden eine +echte Teilmenge aller Funktionen, deren Real- und Imaginärteil +differenzierbar ist. + +% +% Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen +% +\subsection{Die Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen} +Komplexe Funktionen können nur differenzierbar sein, wenn sich die vier +partiellen Ableitungen zu einer einzigen komplexen Zahl zusammenfassen +lassen. +Um diese Beziehung zu finden, gehen wir von einer komplexen Funktion +\[ +f(x+iy) = u(x,y) + iv(x,y) +\] +aus, und berechnen die Ableitung auf zwei verschiedene Arten, indem +wir sowohl nach $x$ als auch nach $iy$ ableiten: +\begin{align*} +f'(z)& += +\lim_{x\to 0}\frac{f(z+x)-f(z)}{x} += +\frac{\partial u}{\partial x}+i\frac{\partial v}{\partial x} +\\ +f'(z)& += +\lim_{y\to 0}\frac{f(z+iy)-f(z)}{iy} += +\frac1{i} +\frac{\partial u}{\partial y}+\frac{\partial v}{\partial y} += +\frac{\partial v}{\partial y} +-i +\frac{\partial u}{\partial y}. +\end{align*} +Dies ist nur möglich, wenn Real- und Imaginärteile übereinstimmen. +Es folgt also + +\begin{satz} +\label{komplex:satz:cauchy-riemann} +Real- und Imaginärteil $u(x,y)$ und $v(x,y)$ einer +komplex differenzierbaren Funktion $f(z)$ mit $f(x+iy)=u(x,y)+iv(x,y)$ +erfüllen die Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen +\index{Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen} +\begin{equation} +\begin{aligned} +\frac{\partial u}{\partial x} +&= +\frac{\partial v}{\partial y}, +& +\frac{\partial u}{\partial y} +&= +- +\frac{\partial v}{\partial x}. +\end{aligned} +\label{komplex:dgl:cauchy-riemann} +\end{equation} +\end{satz} + +Leitet man die Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen nochmals nach +$x$ und $y$ ab, erhält man +\begin{equation*} +\begin{aligned} +\frac{\partial^2 u}{\partial x^2} +&= +\frac{\partial^2 v}{\partial x\,\partial y}, +& +\frac{\partial^2 u}{\partial x\,\partial y} +&= +-\frac{\partial^2 v}{\partial x^2}, +& +\frac{\partial^2 u}{\partial y\,\partial x} +&= +\frac{\partial^2 v}{\partial y^2}, +& +\frac{\partial^2 u}{\partial y^2} +&= +-\frac{\partial^2 v}{\partial y\,\partial x}. +\end{aligned} +\end{equation*} +Die erste und die letzte sowie die mittleren zwei können zu jeweils +einer Differentialgleichung für die Funktionen $u$ und $v$ zusammengefasst +werden, nämlich +\begin{equation*} +\frac{\partial^2 u}{\partial x^2} ++ +\frac{\partial^2 u}{\partial y^2} += +0 +\qquad\text{und}\qquad +\frac{\partial^2 v}{\partial x^2} ++ +\frac{\partial^2 v}{\partial y^2} += +0. +\end{equation*} + +\begin{definition} +Der Operator +\[ +\Delta = +\frac{\partial^2}{\partial x^2} ++ +\frac{\partial^2}{\partial y^2} +\] +heisst der {\em Laplace-Operator} in zwei Dimensionen. + +\index{Laplace-Operator}% +\end{definition} + +\begin{definition} +Eine Funktion $h(x,y)$ von zwei Variablen heisst {\em harmonisch}, wenn sie +die Gleichung +\[ +\Delta h=0 +\] +erfüllt. +\index{harmonische Funktion}% +\index{harmonisch}% +\end{definition} + +\begin{satz} +Real- und Imaginärteil einer komplexen Funktion sind harmonische Funktionen. +\end{satz} + +Die Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen schränken also einerseits stark +ein, welche Funktionen überhaupt als Real- und Imaginärteil einer +komplex differenzierbaren Funktion in Frage kommen. +Andererseits koppeln sie auch Real- und Imaginärteil stark zusammen. + +\begin{beispiel} +Von einer komplex differenzierbaren Funktion $f(z)$ sei nur der Realteil +$u(x,y)=x^3 -3xy^2$ bekannt. +Man finde alle möglichen Funktionen $f(z)$. + +Zunächst kontrollieren wir, ob dies überhaupt ein Realteil sein kann, +indem wir nachrechnen, ob $u(x,y)$ harmonisch ist. +\begin{equation*} +\begin{aligned} +\frac{\partial u}{\partial x} +&= +3x^2-3y^2 +&&\Rightarrow& +\frac{\partial^2 u}{\partial x^2} +&= +6x +\\ +\frac{\partial u}{\partial y} +&= +-6xy +&&\Rightarrow& +\frac{\partial^2 u}{\partial y^2} +&= +-6x +\\ +&&&&\Delta u&=\frac{\partial^2u}{\partial x^2}+\frac{\partial^2u}{\partial y^2}=6x-6x=0, +\end{aligned} +\end{equation*} +$u$ ist also harmonisch. + +Um die Funktion $f$ zu finden, brauchen wir jetzt noch den Imaginärteil. +Wir finden ihn mit Hilfe der Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen. +Es gilt +\begin{equation} +\begin{aligned} +\frac{\partial v}{\partial x} +&= +-\frac{\partial u}{\partial y}=6xy, +& +\frac{\partial v}{\partial y} +&= +\frac{\partial u}{\partial x}=3x^2-3y^2 +\end{aligned} +\label{komplex:crbeispiel} +\end{equation} +Aus der ersten Gleichung erhält man durch Integrieren nach $x$ +\[ +v(x,y)=-3x^2y + C(y), +\] +die Integrations-``Konstante'' ist eine Funktion, die aber nur von $y$ +abhängen darf. +Die zweite Cauchy-Riemann-Gleichung verwendet die Ableitung von $v$ nach $y$, +sie ist +\[ +\frac{\partial v}{\partial y}=3x^2+C'(y). +\] +Aus der zweiten Gleichung von \eqref{komplex:crbeispiel} liest man +ab, dass +\[ +C'(y)=-3y^2 +\qquad\Rightarrow\qquad +C(y)=-y^3+k +\] +sein muss. +Damit ist $v$ bis auf eine Konstante bestimmt. +Die zugehörige Funktion $f(z)$ ist daher +\[ +f(z)=f(x+iy)=x^3-3xy^2+i(3x^2y-y^3)+ik +=x^3 + 3x^2iy + 3x(iy)^2+(iy)^3+ik=z^3+ik. +\] +Wir haben die Funktion $f(z)$ bis auf eine Konstanten $ik$ +aus ihrem Realteil rekonstruiert. +\end{beispiel} +Die Cauchy-Riemann-Differentialgleichungen besagen auch, dass man nur +die Ableitungen nach $x$ zu berechnen braucht, um die Ableitung $f'(x)$ +zu bestimmen. +Die Rechenregeln für die Ableitung lassen sich daher direkt auf +komplexe Funktionen übertragen: +\begin{align*} +\frac{d}{dz}z^n +&= +nz^{n-1} +\\ +\frac{d}{dz}e^z +&= +e^z +\\ +\frac{d}{dz}f(g(z)) +&= +f'(g(z)) g'(z) +\\ +\frac{d}{dz}\bigl(f(z)g(z)\bigr) +&= +f'(z)g(z)+f(z)g'(z) +\end{align*} +Die Ableitungsformeln ändern also nicht, die formalen Ableitungsregeln +für holomorphe Funktionen sind die gleichen wie für reelle Funktionen. + + + diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/Makefile b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/Makefile new file mode 100644 index 0000000..66e6d0f --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/Makefile @@ -0,0 +1,26 @@ +# +# Makefile -- build images +# +# (c) 2021 Prof Dr Andreas Müller, OST Ostschweizer Fachhochschule +# +all: nonanalytic.pdf integralanalytisch.pdf laurent.pdf \ + fortsetzreziprok.pdf forts.pdf logforts.pdf + +nonanalytic.pdf: nonanalytic.tex + pdflatex nonanalytic.tex + +integralanalytisch.pdf: integralanalytisch.tex + pdflatex integralanalytisch.tex + +laurent.pdf: laurent.tex + pdflatex laurent.tex + +fortsetzreziprok.pdf: fortsetzreziprok.tex + pdflatex fortsetzreziprok.tex + +forts.pdf: forts.tex + pdflatex forts.tex + +logforts.pdf: logforts.tex + pdflatex logforts.tex + diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/forts.pdf b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/forts.pdf Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..db8199a --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/forts.pdf diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/forts.tex b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/forts.tex new file mode 100644 index 0000000..11c45e1 --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/forts.tex @@ -0,0 +1,86 @@ +% +% forts.tex -- analytische Fortsetzung +% +% (c) 2021 Prof Dr Andreas Müller, OST Ostschweizer Fachhochschule +% +\documentclass[tikz]{standalone} +\usepackage{amsmath} +\usepackage{times} +\usepackage{txfonts} +\usepackage{pgfplots} +\usepackage{csvsimple} +\usetikzlibrary{arrows,intersections,math,calc} +\begin{document} +\def\skala{1} +\begin{tikzpicture}[>=latex,thick,scale=\skala] + +\pgfmathparse{-(3+3*sin(180*(1.4))-(1.4))} +\xdef\X{\pgfmathresult} +\pgfmathparse{-(2+2*cos(180*(1.4))-(1.4))} +\xdef\Y{\pgfmathresult} + +\def\kurve#1{ + ({3+3*sin(180*(#1))-(#1)+\X},{2+2*cos(180*(#1))-(#1)+\Y}) +} + +\def\punkt#1{ + \fill[color=white] + ({3+3*sin(180*(#1))-(#1)+\X},{2+2*cos(180*(#1))-(#1)+\Y}) + circle[radius=0.08]; + \draw[color=red] + ({3+3*sin(180*(#1))-(#1)+\X},{2+2*cos(180*(#1))-(#1)+\Y}) + circle[radius=0.08]; +} + +\def\kreis#1#2{ + \fill[color=gray!50,opacity=0.5] #1 circle[radius=#2]; +} +\def\rand#1#2{ + \draw #1 circle[radius=#2]; +} + +\kreis{\kurve{-0.2}}{1.2} +\kreis{\kurve{0.0}}{1.2} +\kreis{\kurve{0.2}}{1.2} +\kreis{\kurve{0.4}}{1.2} +\kreis{\kurve{0.6}}{1.2} +\kreis{\kurve{0.8}}{1.3} +\kreis{\kurve{1.0}}{1.5} +\kreis{\kurve{1.2}}{1.3} +\kreis{\kurve{1.4}}{1.2} +\rand{\kurve{-0.2}}{1.2} +\rand{\kurve{0.0}}{1.2} +\rand{\kurve{0.2}}{1.2} +\rand{\kurve{0.4}}{1.2} +\rand{\kurve{0.6}}{1.2} +\rand{\kurve{0.8}}{1.3} +\rand{\kurve{1.0}}{1.5} +\rand{\kurve{1.2}}{1.3} +\rand{\kurve{1.4}}{1.2} + +\draw[->] (-1.5,0) -- (8.5,0) coordinate[label={$\operatorname{Re}z$}]; +\draw[->] (0,-2.6) -- (0,5.6) coordinate[label={left:$\operatorname{Im}z$}]; + +\draw[color=red,line width=1.4pt] + plot[domain=-0.2:1.4,samples=100] + ({3+3*sin(180*\x)-\x+\X},{2+2*cos(180*\x)-\x+\Y}); + +\foreach \t in {-0.2,0,0.2,0.4,0.6,0.8,1.0,1.2,1.4}{ + \punkt{\t} +} + +\node[color=red] at \kurve{1.4} [above left] {$z_0$}; +\node[color=red] at \kurve{1.2} [below] {$z_1$}; +\node[color=red] at \kurve{1.0} [below] {$z_2$}; +\node[color=red] at \kurve{0.8} [below right] {$z_3$}; +\node[color=red] at \kurve{0.6} [right] {$z_4$}; +\node[color=red] at \kurve{0.4} [right] {$z_5$}; +\node[color=red] at \kurve{0.2} [above right] {$z_6$}; +\node[color=red] at \kurve{0.0} [above] {$z_7$}; +\node[color=red] at \kurve{-0.2} [above left] {$z_8$}; + +\node[color=red] at \kurve{0.96} [above] {$\gamma$}; + +\end{tikzpicture} +\end{document} + diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/fortsetzreziprok.pdf b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/fortsetzreziprok.pdf Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..9450e80 --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/fortsetzreziprok.pdf diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/fortsetzreziprok.tex b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/fortsetzreziprok.tex new file mode 100644 index 0000000..4fa4a68 --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/fortsetzreziprok.tex @@ -0,0 +1,65 @@ +% +% fortsetzreziprok.tex -- analytische Fortsetzung der 1/z-Funktion +% +% (c) 2021 Prof Dr Andreas Müller, OST Ostschweizer Fachhochschule +% +\documentclass[tikz]{standalone} +\usepackage{amsmath} +\usepackage{times} +\usepackage{txfonts} +\usepackage{pgfplots} +\usepackage{csvsimple} +\usetikzlibrary{arrows,intersections,math} +\definecolor{darkgreen}{rgb}{0,0.6,0} +\begin{document} +\def\skala{1} +\def\u{3} +\def\punkt#1#2{ + \fill[color=white] #1 circle[radius=0.08]; + \draw[color=#2] #1 circle[radius=0.08]; +} +\begin{tikzpicture}[>=latex,thick,scale=\skala] + +\fill[color=gray!70,opacity=0.5] (\u,0) circle[radius=\u]; +\fill[color=gray!70,opacity=0.5] (0,\u) circle[radius=\u]; +\fill[color=gray!70,opacity=0.5] (-\u,0) circle[radius=\u]; +\fill[color=gray!70,opacity=0.5] (0,-\u) circle[radius=\u]; + +%\draw[line width=0.5pt] (\u,0) circle[radius=\u]; +%\draw[line width=0.5pt] (0,\u) circle[radius=\u]; +%\draw[line width=0.5pt] (-\u,0) circle[radius=\u]; +%\draw[line width=0.5pt] (0,-\u) circle[radius=\u]; + +\draw[->] ({-0.5-2*\u},0) -- ({2*\u+0.8},0) + coordinate[label={$\operatorname{Re}z$}]; +\draw[->] (0,{-0.5-2*\u}) -- (0,{2*\u+0.8}) + coordinate[label={$\operatorname{Im}z$}]; + +\draw[color=darkgreen,line width=1.4pt] (0,0) circle[radius=\u]; +\node[color=darkgreen] at (70:\u) [above] {$\gamma_+$}; +\node[color=darkgreen] at (-70:\u) [below] {$\gamma_-$}; +\node at (\u,0) [above right] {$1$}; +\node at (0,\u) [above left] {$i$}; +\node at (-\u,0) [above left] {$-1$}; +\node at (0,-\u) [below left] {$-i$}; + +\punkt{(\u,0)}{black} +\punkt{(-\u,0)}{black} +\punkt{(0,\u)}{black} +\punkt{(0,-\u)}{black} + +\punkt{({0.5*\u},{0.5*\u})}{red} +\punkt{({-0.5*\u},{0.5*\u})}{red} +\punkt{({-0.5*\u},{-0.5*\u})}{red} +\punkt{({0.5*\u},{-0.5*\u})}{red} + +\node[color=red] at ({0.5*\u},{0.5*\u}) [above] {$(1+i)\frac{\sqrt{2}}{2}$}; +\node[color=red] at ({0.5*\u},{-0.5*\u}) [below] {$(1-i)\frac{\sqrt{2}}{2}$}; +\node[color=red] at ({-0.5*\u},{-0.5*\u}) [below] {$(-1-i)\frac{\sqrt{2}}{2}$}; +\node[color=red] at ({-0.5*\u},{0.5*\u}) [above] {$(-1+i)\frac{\sqrt{2}}{2}$}; + +\fill[color=white] (0,0) circle[radius=0.2]; + +\end{tikzpicture} +\end{document} + diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/integralanalytisch.pdf b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/integralanalytisch.pdf Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..051562f --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/integralanalytisch.pdf diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/integralanalytisch.tex b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/integralanalytisch.tex new file mode 100644 index 0000000..a407eed --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/integralanalytisch.tex @@ -0,0 +1,51 @@ +% +% integralanalytisch.tex -- Illustration zum Beweis, das das Cauchy-Integral +% auf eine analytische Funktion führt +% +% (c) 2021 Prof Dr Andreas Müller, OST Ostschweizer Fachhochschule +% +\documentclass[tikz]{standalone} +\usepackage{amsmath} +\usepackage{times} +\usepackage{txfonts} +\usepackage{pgfplots} +\usepackage{csvsimple} +\usetikzlibrary{arrows,intersections,math} +\begin{document} +\def\skala{1} +\begin{tikzpicture}[>=latex,thick,scale=\skala] + +\fill[color=blue!20] (0,0) circle[radius=1.5]; +\draw[color=blue,line width=0.7pt] (0,0) circle[radius=1.5]; + +\draw[->] (0,0) -- (-150:1.5); +\node at (-150:1.0) [below] {$\varrho$}; + +\begin{scope} +\clip (-4,-3) rectangle (4,3); +\draw[color=red, line width=1.4pt] + (-3,0.5) + .. controls (-4,-0.5) and (-3,-2) .. + (-2,-2) + .. controls (-1,-2) and (-1,-1.5) .. + (0,-1.5) + .. controls (1.0,-1.5) and (1.0,-3) .. + (2,-3) + .. controls (5,-3) and (3,5) .. + (-1,2); +\end{scope} + +\node[color=red] at (3.2,-1.5) {$\gamma$}; + +\coordinate (Z) at (1,0.5); + +\fill[color=white] (Z) circle[radius=0.05]; +\draw (Z) circle[radius=0.05]; +\node at (Z) [above] {$z$}; + +\draw[->] (0,-3.1) -- (0,3.3) coordinate[label={left:$\operatorname{Im}z$}]; +\draw[->] (-4.1,0) -- (4.3,0) coordinate[label={$\operatorname{Re}z$}]; + +\end{tikzpicture} +\end{document} + diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/laurent.pdf b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/laurent.pdf Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..7cc7652 --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/laurent.pdf diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/laurent.tex b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/laurent.tex new file mode 100644 index 0000000..b403aea --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/laurent.tex @@ -0,0 +1,57 @@ +% +% laurent.tex -- Laurent-Reihen und Cauchy-Integral +% +% (c) 2021 Prof Dr Andreas Müller, OST Ostschweizer Fachhochschule +% +\documentclass[tikz]{standalone} +\usepackage{amsmath} +\usepackage{times} +\usepackage{txfonts} +\usepackage{pgfplots} +\usepackage{csvsimple} +\usetikzlibrary{arrows,intersections,math,calc,decorations.markings} +\begin{document} +\def\skala{1} +\begin{tikzpicture}[>=latex,thick,scale=\skala] + +\coordinate (Z0) at (1.5,1); + +\def\d{0.03} + +\draw[->] (-2.1,0) -- (4.8,0) coordinate[label={$\operatorname{Re}z$}]; +\draw[->] (0,-2.1) -- (0,4.3) coordinate[label={$\operatorname{Im}z$}]; + +\fill[color=red!20,opacity=0.7] (Z0) circle[radius=2.5]; + +\fill[color=white] (Z0) circle[radius=0.2]; + + +\draw[color=red] (Z0) circle[radius=2.5]; +\draw[color=red] (Z0) circle[radius=0.2]; +\fill[color=white] ($(Z0)+(0,-\d)$) rectangle ($(Z0)+(3,\d)$); +\begin{scope}[decoration={ + markings, + mark=at position 0.5 with {\arrow{>}}} + ] +\draw[color=red,postaction={decorate}] + ($(Z0)+({asin(-\d/2.5)}:2.5)$) + -- + ($(Z0)+({asin(-\d/0.2)}:0.2)$); +\draw[color=red,postaction={decorate}] + ($(Z0)+({asin(\d/0.2)}:0.2)$) + -- + ($(Z0)+({asin(\d/2.5)}:2.5)$); +\end{scope} + +\draw (Z0) circle[radius=0.05]; +\node at ($(Z0)+(-0.1,-0.1)$) [below left] {$z_0$}; + +\node[color=red] at (2.75,1) [above] {$l_1$}; +\node[color=red] at (2.75,1) [below] {$l_2$}; + +\node[color=red] at ($(Z0)+(45:2.5)$) [above right] {$\gamma_1$}; +\node[color=red] at ($(Z0)+(0,0.2)$) [above] {$\gamma_2$}; + +\end{tikzpicture} +\end{document} + diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/logforts.pdf b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/logforts.pdf Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..82428cc --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/logforts.pdf diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/logforts.tex b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/logforts.tex new file mode 100644 index 0000000..241dae6 --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/logforts.tex @@ -0,0 +1,65 @@ +% +% logforts.tex -- analytische Fortsetzung der Logarithmus-Funktion +% +% (c) 2021 Prof Dr Andreas Müller, OST Ostschweizer Fachhochschule +% +\documentclass[tikz]{standalone} +\usepackage{amsmath} +\usepackage{times} +\usepackage{txfonts} +\usepackage{pgfplots} +\usepackage{csvsimple} +\usetikzlibrary{arrows,intersections,math,calc} +\begin{document} +\def\skala{2} +\begin{tikzpicture}[>=latex,thick,scale=\skala] +\def\r{1.2} +\def\a{65} + +\fill[color=gray!40] (0,0) -- (0:0.4) arc (0:\a:0.4) -- cycle; +\node at ({\a/2}:0.3) {$t$}; + +\draw[->] (-2.5,0) -- (2.5,0) coordinate[label={$\operatorname{Re}z$}]; +\draw[->] (0,-1.6) -- (0,1.6) coordinate[label={right:$\operatorname{Im}z$}]; + +\draw (1,{-0.1/\skala}) -- (1,{0.1/\skala}); +\draw (2,{-0.1/\skala}) -- (2,{0.1/\skala}); +\draw (-1,{-0.1/\skala}) -- (-1,{0.1/\skala}); +\draw (-2,{-0.1/\skala}) -- (-2,{0.1/\skala}); +\node at (1,0) [below] {$1$}; +\node at (2,0) [below] {$2$}; +\node at (-1,0) [below] {$-1$}; +\node at (-2,0) [below] {$-2$}; +\draw ({-0.1/\skala},1) -- ({0.1/\skala},1); +\node at (0,1) [left] {$1$}; +\draw ({-0.1/\skala},-1) -- ({0.1/\skala},-1); +\node at (0,-1) [left] {$-1$}; + +\draw[->,color=red,line width=1.4pt] (0:\r) arc (0:357:\r); + +\fill[color=white] (0:\r) circle[radius=0.03]; +\draw (0:\r) circle[radius=0.03]; +\node at (0:\r) [above right] {$y(r)=\log r$}; + +\def\punkt#1{ + \fill[color=white] #1 circle[radius=0.03]; + \draw[color=red] #1 circle[radius=0.03]; +} +\draw[->] (0,0) -- (\a:\r); +\punkt{(\a:\r)} +\node at ($(\a:\r)+(0,-0.2)$) [above right] {$\displaystyle y(\gamma(t)) = \int_{\gamma_{|[0,t]}}\frac{1}{z}\,dz$}; + +\punkt{(135:\r)} +\node at (135:\r) [above left] {$y=\gamma(\frac34\pi))=\log r +\frac34\pi i$}; + +\punkt{(252:\r)} +\node at (252:\r) [below left] {$y=\gamma(\frac75\pi))=\log r +\frac75\pi i$}; + +\draw[color=red,line width=0.4pt] (1.4,-1.1) -- (1.4,-0.2) -- (357:\r); +\punkt{(357:\r)} + +\node at (1.4,-1.1) [below] {$y=\gamma(\frac{119}{60}\pi))=\log r +\frac{119}{60}\pi i$}; + +\end{tikzpicture} +\end{document} + diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/nonanalytic.pdf b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/nonanalytic.pdf Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..9cac699 --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/nonanalytic.pdf diff --git a/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/nonanalytic.tex b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/nonanalytic.tex new file mode 100644 index 0000000..258e0f5 --- /dev/null +++ b/buch/chapters/080-funktionentheorie/images/nonanalytic.tex @@ -0,0 +1,40 @@ +% +% nonanalytic.tex -- nicht analytische reelle C^\infty-Funktion +% +% (c) 2021 Prof Dr Andreas Müller, OST Ostschweizer Fachhochschule +% +\documentclass[tikz]{standalone} +\usepackage{amsmath} +\usepackage{times} +\usepackage{txfonts} +\usepackage{pgfplots} +\usepackage{csvsimple} +\usetikzlibrary{arrows,intersections,math} +\begin{document} +\def\skala{1} +\begin{tikzpicture}[>=latex,thick,scale=\skala] + +\draw[color=red,line width=1.4pt] plot[domain=0.01:2.5,samples=100] + ({2*\x},{4*exp(-1/(\x*\x))}); +\draw[color=red,line width=1.4pt] plot[domain=0.01:2.5,samples=100] + ({-2*\x},{4*exp(-1/(\x*\x))}); + +\draw (2,-0.1) -- (2,0.1); +\draw (4,-0.1) -- (4,0.1); +\draw (-2,-0.1) -- (-2,0.1); +\draw (-4,-0.1) -- (-4,0.1); + +\node at (2,0) [below] {$1$}; +\node at (4,0) [below] {$2$}; +\node at (-2,0) [below] {$-1$}; +\node at (-4,0) [below] {$-2$}; + +\draw (-0.1,4) -- (0.1,4); +\node at (-0.1,4) [left] {$1$}; + +\draw[->] (-5.1,0) -- (5.4,0) coordinate[label={$x$}]; +\draw[->] (0,-0.1) -- (0,4.4) coordinate[label={right:$y$}]; + +\end{tikzpicture} +\end{document} + |